Originaltitel: BAD SANTA

USA 2003, 92 min
Verleih: Columbia

Genre: Komödie, Persiflage

Darsteller: Billy Bob Thornton, Lauren Graham, Bernie Mac

Regie: Terry Zwigoff

Kinostart: 18.11.04

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Bad Santa

Einmal Rohes Fest, bitte!

Die Kids stehen Schlange im Einkaufscenter in Phoenix, Arizona. Der Weihnachtsmann ist da und nimmt Geschenkewünsche entgegen. Ein Foto wird geschossen, alles ziemlich aufregend. Aber was ist denn mit Santa Claus los? Er stinkt nach Alkohol und hat sich grad den rot-weißen Anzug bepißt. "Mutti, ist das wirklich der echte Weihnachtsmann?"

Willie und Marcus leben ihre ganz eigene Version vom Fest der Liebe. Sie beglücken amerikanische Konsumtempel als weihnachtliche Attraktion für die Kleinen und räumen nach Feierabend die Regale leer. Als ungleiches Team sind sie unschlagbar. Willie ist dauertrunken und vögelt übergewichtige Ladies, während der kleinwüchsige Marcus die Denkarbeit macht und sich zur Not auf die Gleichberechtigung von Randgruppen beruft. Die heile Diebeswelt gerät ins Wanken, als ein dickes Kind mit Weihnachtsmannkomplex und die schmucke Barkeeperin Sue (ebenfalls auf den Mann mit roter Uniform fixiert) des öfteren den Weg des Duos kreuzen. Der letzte Beutezug ist gefährdet, und Schnodderschnauze Willie - Vollrausch ade - bemerkt zum ersten Mal Gefühle.

Da muß man schon echt einen an der weihnachtlichen Waffel haben, um dem Publikum ein solches Panoptikum zuzumuten. Der Liliputaner Marcus bringt es auf den Punkt: Alles an Willie ist häßlich und ekelerregend. Dies läßt sich ohne weiteres auf die weiteren Akteure in BAD SANTA anwenden. Zugegeben, die schmucke Sue ist sympathisch und angenehm, aber ihre Schwäche für Sex mit Weihnachtsmännern ist auch nicht ganz koscher. Dennoch schafft Regisseur Zwigoff es, uns zu fesseln und schließlich sogar um das Seelenheil des Zynikers Willie zu bangen. Immerhin versucht er ja nett zu sein - selbst zu dem dicken Jungen, der viel zu viele Fragen über den Nordpol und die Herstellung von Spielzeug hat. Es kommt eben nur meist etwas Gemeines bei diesen Versuchen heraus.

Als Produzenten haben die Coen-Brüder ihre Finger mit im Spiel. Das wundert nicht, denn BAD SANTA ist all das, was ihre letzten Werke immer weniger waren - nämlich brüllkomisch, schadenfroh und alles andere als politisch korrekt. So köstlich ist lange nicht mehr gemotzt worden. Willie, der trinkfreudige, falsche Weihnachtsmann, wird durch Geduld und Liebe geläutert, und wir können uns sicher sein: Ein wenig Märchen steckt eben in jeder Weihnachtsgeschichte.

[ Roman Klink ]