D 2014, 99 min
FSK 12
Verleih: Wild Bunch

Genre: Literaturverfilmung, Tragikomödie, Roadmovie

Darsteller: Christian Ulmen, Nahuel Pérez Biscayart, Eugene Boateng, Friederike Becht

Regie: Frieder Wittich

Kinostart: 23.07.15

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Becks letzter Sommer

Tolle Lehrkraft!

Der gefeierte deutsche Autor Benedict Wells hatte den gefeierten deutschen Moderator/Schauspieler Christian Ulmen im Kopf, als er BECKS LETZTER SOMMER verfaßte. „Du bist Beck“, hatte Wells ihm auch geschrieben, als es um die Filmrechte ging. Ulmen war gerührt. Und sagte zu.

Natürlich war HERR LEHMANN daran schuld. Für lange Zeit schien es so, als würde Ulmen diese schluffige Regener-Figur gar nicht mehr losbekommen (wollen). Seine Rollenauswahl war nach 2002, gelinde gesagt, glücklos. Wo es aber absolut funktionierte, war in der leichtfüßigen Komödie MARIA, IHM SCHMECKT’S NICHT, deren Geist auch die vorliegende Romanadaption aufnimmt.

Robert Beck ist Musiklehrer am Gymnasium. Passion sieht anders aus, wenn er seine alten Folien nur mit der aktuellen Jahreszahl versieht und sie der Oberstufe auf den Projektor legt. Als es ein Schüler angemessen süffisant kommentiert, bleibt Beck gelassen: „Ich kann nichts dafür, wenn sie die Lehrpläne nicht ändern.“ Die Kamera dreht zum Sitzplan vor Beck, auf dem er seine Schützlinge mit Kosenamen bedacht hat. „Schnösel“ steht da, „Muttersöhnchen“ und „Heilige.“ Tolle Lehrkraft!

Früher war Beck Frontmann der Band Cash Punk und voller Leidenschaft. Die Instrumente parken noch im heimischen Regal, entstaubt werden sie ausgerechnet durch einen litauischen Schüler namens Rauli, der sich als Talent entpuppt. Kurt Cobain trifft die White Stripes – plötzlich atmet auch Beck wieder Passion und geriert zum Songschreiber mit Kontakten ins Business. Nur läuft das Business inzwischen sehr wohl auch ohne ihn.

Bleibt Beck nur noch das zarte Pflänzchen Liebe zu Lara aus dem Café. Doch sie will weg, nach Rom ziehen, Kleider schneidern. Alle um Beck herum scheinen zu wissen, was sie wollen, nur er hängt fest. Kein Wunder also, daß er das Angebot des Direktors zum Karrieresprung – offeriert in einer herrlichen Duschszene – ausschlägt. Könnte ja sein, das Label Universal will ihn doch noch mal.

BECKS LETZTER SOMMER hätte mit seinem anfangs fein schwingenden Ton die durchaus bewährte Tradition angenehmer deutscher B(efindlichkeits)-Komödien fortsetzen können. Motto: erheblich nicht, aber unterhaltsam genug. Dumm indes, daß Regisseur Frieder Wittich den Faden verliert, als sein Film zum unmotivierten Roadmovie wird und sich nach Budapest, Bukarest und Istanbul bewegt. Wäre er besser in Berlin geblieben. Das war Reise genug!

[ Andreas Körner ]