Originaltitel: WEDDING DAZE

USA 2006, 90 min
Verleih: Warner

Genre: Komödie

Darsteller: Jason Biggs, Isla Fisher, Joe Pantoliano, Joanna Gleason

Regie: Michael Ian Black

Kinostart: 01.05.08

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Blind Wedding

Heiraten oder Nichtheiraten

Das ist natürlich überhaupt keine Frage mehr: Ja! Was sonst! Heiraten! Und zwar zur Abwechslung die Erstbeste, die im Imbiß gerade bedient, weil einem der Kumpel soeben das Versprechen abgerungen hat, es doch noch einmal mit einer anderen zu versuchen, anstatt weiterhin der Verflossenen nachzutrauern, die beim letzten Heiratsantrag von einer Überdosis Kitsch tödlich getroffen wurde. Und was, wenn sie "ja" sagt, die Unbekannte, nur um endlich ihrem vorgezeichneten Lebensweg und ihrem spießigen Freund zu entkommen? Nun: Zähne zusammenbeißen, rasch zusammenziehen, die Familien abklopfen (und sich dort anfeinden), ein paar durchgeknallte Sachen machen, sich wieder zerstreiten, kurz-entschlossen doch noch zur Heirat nach Atlantic City aufbrechen, aber erst mal in den Knast und so weiter und so fort ... Viele seltsame Verwicklungen und künstlich erzeugte peinliche Situationen inbegriffen, denn nichts scheint in diesem Genre heute so unverzichtbar zu sein wie Peinlichkeiten.

Ist es übertrieben zu behaupten, daß die romantische Hollywood-Komödie (bedauerlicherweise) schon seit geraumer Zeit, sagen wir nach PRETTY WOMAN, auf den Hund gekommen ist? Julia Roberts und Richard Gere hatten immerhin noch anständige soziale Barrieren zwischen sich. Inzwischen werden die Hürden immer gestelzter, die überwunden werden, damit man wieder dort anlangt, wo man hingehört: vor den Altar. Und ob man nach dem Ja-Wort nun in Jubelgeschrei ausbricht oder es sein läßt, ist nur noch eine Frage des Vorsatzes zu jubeln, "You Have To Believe It!" heißt es im Soundtrack.

Wie schön war es doch in der britischen Komödie VIER HOCHZEITEN UND EIN TODESFALL. Abgesehen davon, daß es hier noch interessante Charaktere gab, war am Ende auch ein offiziell vorgebrachter Nicht-Heiratsantrag möglich. Dagegen bietet BLIND WEDDING einfach dreist das Heiraten als Alternative zum Heiraten an, eine arg konservative Strategie. Aber vielleicht paßt es eben einfach zum Zeitgeist.

Auch "Die Zeit" machte sich ja neulich Gedanken darüber, warum das Heiraten (also auch bei uns) immer noch nicht aufhört. Doch eine vernünftige Erklärung fand sie dafür nicht. Und der Film liefert noch weniger überzeugende Argumente.

[ Lars Meyer ] Im Zweifelsfall mag Lars lieber alte Filme. Seine persönlichen Klassiker: Filme von Jean-Luc Godard, Francois Truffaut, Woody Allen, Billy Wilder, Buster Keaton, Sergio Leone und diverse Western. Und zu den „Neuen“ gehören Filme von Kim Ki-Duk, Paul Thomas Anderson, Laurent Cantet, Ulrich Seidl, überhaupt Österreichisches und Skandinavisches, außerdem Dokfilme, die mit Bildern arbeiten statt mit Kommentaren. Filme zwischen den Genres. Und ganz viel mehr ...