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Das kleine Buch der Liebe

Über die Unwägbarkeiten zwischen Mann und Frau

Lebensanalytiker, Couchlieger und Beziehungszweifler seien gewarnt: hier geht es um kein Abbild der unergründlichen Zweisamkeitslabyrinthe, kein Zeugnis allwissender Harmoniedoktoren, kein Patent für den eigenen privaten Scheiß! Lockere, irgendwie sommergerechte Unterhaltung wird geboten. Immerhin.

In alphabetischer Begriffschronologie wird vom Zusammentreffen der Architektin Luiza und dem Biologen Gabriel erzählt. Morbider Schauplatz des ersten Rendezvous: ein Friedhof in Rio de Janeiro. Beide sind - wie sich das so gehört - zunächst kratzbürstig, zickig und distanziert. Doch bald gesteht sich das vom Leben schon mehrfach gebeutelte Pärchen eine gewisse Zuneigung. Die gemeinsame Bude wird getüncht, auch mit dem Sex klappt es wunderbar. Doch da Brasilianer unheilbare Macho-Säcke sind, und intellektuelle Frauen immer noch was sagen müssen, nach dem alles schon ausdiskutiert wurde, ziehen bald Sturmfronten am Schweinchenrosa-Firmament auf. Doch beide finden die Lust an der Liebe wieder. Auf getrennten Wegen...

Die Dialoge schwanken zwischen Altherrenschlaumeierei und echter Weisheit, zwischen Seifen- und italienischer Oper. Alle Gefühle im Extremakkord und das macht Spaß! Es geht hier mal nicht darum, das Kino schlauer zu verlassen, die Lösung für das perfekte Leben gefunden zu haben. Vielmehr ist Sandra Werneck eine leichtfüßige Allegorie auf die Unwägbarkeiten einer Beziehung gelungen, ohne Anspruch auf das Wahrheitsgütesiegel.

Werneck geht mit einem zwinkernden Auge dem Mythos der Gier nach Lebens- und Liebesglück nach. Glücklicherweise spinnt sie ihre Goldgräber-Parabel zur märchenhaften Illusion. Luiza und Gabriel trennen sich, im wahren Leben wären sie wahrscheinlich bis zur Zahnlosigkeit zusammen geblieben. Das hätte der Fabel das Dur genommen, und dem Zuschauer wäre es eventuell sauer aufgestoßen.

Originaltitel: PEQUENO DICIONÀRIO AMOROSO

Brasilien 1996, 91 min
Verleih: Movienet

Genre: Liebe, Komödie

Darsteller: Andréa Beltrao, Daniel Dantas, Monica Torres

Regie: Sandra Werneck

Kinostart: 05.07.01

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.