D 2000, 98 min
Verleih: Buena Vista

Genre: Schicksal, Tragikomödie

Darsteller: Frank Giering, Steffen Wink, Catherine Flemming

Regie: Brigitte Müller

Kinostart: 21.12.00

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Der Himmel kann warten

Peinlich verfahrener Kinokitsch

Bilderbuchfreunde. Der eine, nämlich Paul, ein Nerventod, ein Energiebündel, ein selbstverliebter aber liebenswerter Spinner. Dagegen Alex: immer gesenkte Lider, ein melancholischer Eremit, eher ein stiller Zeitgenosse. Ganz klar, wer bei den Mädels den Fuß in der Tür hat.

Beide haben das gleiche Ziel: sie wollen Komiker werden. Sie nutzen die Chance, ihre Träume wahr werden zu lassen, als der Comedy Club der Stadt zum Talentwettbewerb aufruft. Der Weg zum Ruhm ist schwierig. Da Paul den großen Rob Patterson verehrt und eine seiner Nummern übernehmen möchte, fährt der auf-opferungsvolle Alex in einer sekundenschnellen Entscheidung mal eben nach Amerika, um den Ex-Clown ausfindig zu machen. Dort trifft er auf Joe, mit dem er sich ein bißchen anfreundet und der ihm weiterhilft. Das wird zugleich Alex’ allerletzte Reise, eine Art Abschiedstour. Denn - und das hat er seinem besten Kumpel Paul noch nicht gesagt - Alex, dem vor Jahren schon ein Bein abgenommen werden mußte, hat die alte Krankheit eingeholt. Er hat wieder Krebs. Diesmal ohne Aussicht auf Heilung....

Das klingt wie Schnulze, isses auch. Regiedebütantin Brigitte Müller schnitzt sich hölzern ungeschickt in Pfadfindermanier einen schmierig-wuchtigen Plot zusammen und läßt kein Fettnäpfchen aus. Den größten Fehltritt leistet sie sich, als sie Alex mal eben spontan nach Amerika düsen läßt. Dort hat er Gelegenheit, im offenen Auto zu fahren und allerlei Lebensweisheiten so kurz vor Schluß von sich zu geben. Ärgerlich, da es unfreiwillig komisch wirkt, wenn die Musik einsetzt, Alex’ Augen wässern und sein Darsteller Frank Giering (eklatant fehlbesetzt) mit belegter Stimme ansetzt und über das Leben sinniert: "Weißt du, ..." Grauenvoll. Alles ist so unerträglich überzogen und fehltaktiert. Beim Abschied in Amerika schauen sich Joe und Alex bedeutungsschwanger in die Augen, Streicher zirpen, noch ein altkluger Spruch vom gebeutelten Sterbenden und natürlich Tränen in der Luft. Mensch Frau Müller, die zwei kennen sich ein paar Stunden! Emotionen ohne Sinn und Feinschliff, Gefühlsduselei par excellence. Ärgerlich!

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.