D 2022, 95 min
FSK 0
Verleih: Real Fiction

Genre: Dokumentation, Biographie

Regie: Birgit Schulz

Kinostart: 27.04.23

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Der Illusionist

Kunst kommt von Gönnen

Eine der besten Filmszenen mit Kunstkommentar neueren Datums stammt aus ZIEMLICH BESTE FREUNDE. Richtig, die mit dem hochpreisigen „Nasenbluten“, bevor Driss, der Held, selbst mit Farbe und Pinsel zu werfen beginnt und eine unfaßbar ordentliche Summe Euronen dafür bekommt.

Tausende jedweder Währung waren für Helge Achenbach im Normalfall Erdnüsse. Der selbsternannte Kunstberater aus Düsseldorf wurde geschätzt von Szene, Wirtschaft und internationalem Hofstaat, er versorgte Banken mit „Wandaktien“, ging mit Gerhard Richter auf Nil-Reise, war des Boß’ Kunstfreundchen, als der Kanzler Schröder hieß. Nachdem Aldi-Chef Albrecht diesen Achenbach mit fünf Prozent Beteiligung abspeisen wollte (Zitat: „Wie jeden Lieferanten“), vergriff der Gewiefte sich bei Rechnungen in den Nullen und klatschte sich mit seinem Buchhalter noch eine Fünf in die Hände. Als er aufflog und 2015 wegen Untreue, Urkundenfälschung und Betrugs zu sechs Jahren Haft verurteilt wurde, schlug die Boulevardpresse jenem Mann, mit dem sie sich zuvor sehr gern zeigte, ein herzhaftes „Jetzt Gitter – bitter!“ aufs Auge.

Birgit Schulz hat Achenbach und letztlich auch dem Weg, wie er wurde, was er ist, einen wunderbar launigen, genußvoll entlarvenden, nie denunziatorischen Film gewidmet. Der Protagonist macht als DER ILLUSIONIST eifrig mit, wobei seine gelassene Steinmeier-Art schon ein wenig irritieren kann. Die begleitenden Interviews mit Ex-Frau, (Irr-)Weggefährten und JVA-Betreuern erhellen die Umstände. Vor allem aber bleibt das Grundgruseln vor einer Kunst, die von Gönnen kommt und vom Maschinenraum aus das Ufer längst aus dem Blick verloren hat.

[ Andreas Körner ]