Originaltitel: THE MAN WHO INVENTED CHRISTMAS

Irland/Kanada 2017, 104 min
FSK 6
Verleih: KSM

Genre: Tragikomödie, Fantasy, Poesie

Darsteller: Dan Stevens, Christopher Plummer, Jonathan Pryce

Regie: Bharat Nalluri

Kinostart: 06.12.18

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Der Mann, der Weihnachten erfand

… bittet zum darstellerischen Gipfeltreffen

Da haben wir ihn also, den ersten Film fürs besinnliche Jahresende anno 2018. Klar, die 8306. Wiederholung von DREI HASELNÜSSE FÜR ASCHENBRÖDEL wird er nicht hinter sich lassen, aber ihm jede Beachtung zu verweigern, wäre fies. Weil hier pocht, was Ebenezer Scrooge (zunächst) fehlt: ein großes Herz. Letztgenannter bekanntlich (?) die Hauptfigur in Charles Dickens’ „Eine Weihnachtsgeschichte“, zu welcher wiederum, so meint es vorliegender Film, den nach drei Flops finanziell angeschlagenen Autor eine irische Magd inspirierte. Keinen Moment zu früh, den Vorschuß fürs neue Buch gab’s nicht umsonst.

Eigentlich wäre das „Was?“ damit erledigt, eine Entstehungsgeschichte eben, weshalb das „Wie?“ entscheidend an Bedeutung gewinnt – und vieles richtig macht, indem es Dickens als charmanten Filou statt vergeistigten Schriftsteller porträtiert. Launigkeit, die sich ausgleichend gegen reichen Zynismus stemmt, der zur Eindämmung des Bevölkerungsüberschusses Armen den Tod wünscht, gleichsam per Rückblenden brodelnden familiären Zwist abmildert. Auch die Musik unternimmt einiges, den Ton nicht gar zu dumpf klingen zu lassen, man steuert ja schließlich auf Feiertagsstimmung zu.

Währenddessen erscheint Dickens sein Protagonist Scrooge im Körper des allein schon durch reine Anwesenheit hinreißenden Christopher Plummer. Wie die Augen blitzen, wie verächtlich sich der Mund verzieht, wie er grantelt: „In der Vergangenheit rumlungern – was soll der Humbug?!“ Momente größter Freude, noch intensiviert von einer grandiosen Parallelbesetzung: Jonathan Pryce mimt Dickens’ verantwortungslosen Vater. Plummer und Pryce gemeinsam in einem Film! Es muß tatsächlich Weihnachten vor der Tür stehen …

Da achtet man fast nicht mehr auf hübsche Ideen allerorts, darunter weitere zum Leben erwachende, das Haus bevölkernde und Dickens nervende Charaktere der fortschreitenden Erzählung. Die zwar relativ kitschig, doch ehrlich anmutend transportierte Botschaft des Verzeihens und Zusammenhaltens läuft eher so nebenbei. Selbst ein, zwei erstaunlich gruselige Szenen zeigen kaum Wirkung. Die wahre Gänsehaut rieselt sowieso aus abweichendem Grund: Zwischendrin steht Plummer im eigenen Grab. Eine hart auf die Brust drückende Sequenz, die düsteren Vorahnungen gleicht. Lassen Sie uns bitte sofort 3x auf Holz klopfen …

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...