Originaltitel: THE OPERATIVE

D/Israel/F 2019, 117 min
FSK 16
Verleih: Weltkino

Genre: Drama, Thriller

Darsteller: Diane Kruger, Martin Freeman, Cas Anvar

Regie: Yuval Adler

Kinostart: 29.08.19

3 Bewertungen

Die Agentin

Im Schwebezustand

Eigentlich ist Thomas raus aus dem Geschäft. Lebt in Köln ein ruhiges, unscheinbares Leben. Doch als eines Morgens sein Handy klingelt und ihn mit einem kryptischen Anruf konfrontiert, weiß er sofort, daß es das bis auf weiteres erst einmal war mit der Ruhe. Und so sitzt der Mann wenig später in einer konspirativen Wohnung in konspirativer Runde unter den einstigen Kollegen. Allesamt Mitarbeiter des israelischen Geheimdienstes Mossad, die jetzt darüber diskutieren, wie mit dem Problem, das diese Zusammenkunft auslöste, umzugehen sei. Rachel heißt das Problem. Die war Agentin im Iran und dort in so einige durchaus auch fragwürdige Aktionen involviert. Jetzt ist Rachel verschwunden. Urplötzlich abgetaucht. Spurlos – bis sie bei Thomas, ihrem einstigen Verbindungsoffizier, anrief. Drei Fragen stehen somit im Raum: Was ist geschehen? Wie ist Rachel wiederzufinden? Und: Wie weiter mit dieser Frau verfahren?

Dieser Frau, deren Geschichte dann Drehbuchautor und Regisseur Yuval Adler in DIE AGENTIN Stück für Stück in Rückblenden erzählt. Als das ruhig konzentrierte Porträt einer Entwurzelten und Bindungslosen in einer Welt der Maskeraden und Lügen. Mithin der Gewalt. Rachel scheint ein diffuses Bedürfnis nach Zugehörigkeit zum Mossad getrieben zu haben, eine Sinnsuche vielleicht auch. Der Schwebezustand, der zwischen ihr und Thomas herrscht, ist der eines Glauben-Wollens, einer Sehnsucht nach Vertrauen in einer Welt, einem Metier, in dem Vertrauen unmittelbar überlebenswichtig oder ebenso unmittelbar tödlich sein kann.

Basierend auf dem Roman eines ehemaligen Generals des israelischen Geheimdienstes und ausgestattet mit einschlägigen Attributen des Agententhrillers, ist Adlers Film dabei vor allem aber eins: das durchaus fesselnde Bildnis einer in mehrfacher Hinsicht schwer zu greifenden Frau. Welcher dann aber im Laufe der ebenfalls wie in einem (auch moralischen) Schwebezustand ablaufenden Handlung irgendwann die Gesinnungswandlung aus Liebe widerfahren muß (oder nennen wir es beim Namen: angedichtet wird).

Womit Rachel zum Ende hin leider auf das Klischee eines auch hier wieder mal von Männern reproduzierten Frauenbildes schrumpft: Es muß halt nur der richtige Kerl kommen, dann justieren sich Emotionen und Moral auch bei einer wie Rachel von selbst. Man kann mal spekulieren: Mit einer genreaffinen Regisseurin wie Kathryn Bigelow wäre das nicht passiert.

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.