Originaltitel: LES TROIS MOUSQUETAIRES: D'ARTAGNAN

F 2023, 121 min
FSK 12
Verleih: Constantin

Genre: Historie, Action, Literaturverfilmung

Darsteller: François Civil, Vincent Cassel, Romain Duris, Eva Green, Vicky Krieps

Regie: Martin Bourboulon

Kinostart: 13.04.23

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Die drei Musketiere – D’Artagnan

Solo für Milady

Genügt es einem gelungenen Mantel-und-Degen-Film, seine Darsteller mit schicken Klamotten zu behängen und Markiges brüllend – „Alle für einen!“ etc. – in den Nahkampf zu treiben? Natürlich kaum. Deswegen ist die hiesige Adaption auch keine restlos geglückte. Schlecht allerdings ebenfalls nicht. Heißt: ohne größere Euphorieanfälle sehenswert.

Zum Unmut des Puristen wird Dumas’ Vorlage dabei teils frei interpretiert; Rochefort taucht nirgends auf und Richelieu erfüllt eher Komparsenzwecke, beides verschenkt Intrigenpotential. Das muß der Königin Affäre richten, einen Engländer erwählte sie, maximal ungeschickt angesichts der extrem hitzigen religionskriegerischen Atmosphäre. Milady de Winter, Agentin des Kardinals, tut (klar!) das ihrige, die Katholiken am Machttrog zu wissen.

Und bietet Eva Green dankbare Möglichkeiten, das fast Karikative jener Rolle anzunehmen, zu feiern, weg von Kleiderrascheln und bösem Blick. Wie sehr Green dies genießt, illustriert ein Zusammentreffen mit D’Artagnan, dessen nicht allein darstellerische Machtverhältnisse von Beginn an jeden Puffer missen lassen: Greens Milady tritt als blondlockiger Engel auf, und wenn sie dann, angeblich fiebernd, ein beflecktes Taschentuch im Dekolleté verstaut, um selbiges darauffolgend betörend zu präsentieren, schleimt da weder Altherrenphantasiebebilderung, noch lädt ein Ausrutscher in altertümliche Klischees zur Fremdscham. Vielmehr siegt die kluge Frau über den tumben Mann, Greens Sexiness trägt deutlich sarkastische Züge, sie bestimmt die Regeln des Spiels. Zu denen gehört, direkt danach das Schießeisen zu zücken.

Ja, es wird geballert, sogar relativ häufig, nur eine unter manchen Neuerungen, welche mal gut, mal lala funktionieren: So fühlt sich jetzt nicht ausschließlich optisch bestätigt, wer schon immer glaubte, D’Artagnan und Porthos könnten ein schönes Paar abgeben. Regelrecht anstrengend indes die wohl dynamisch gedachte Handkamera bei Actionszenen, wenigstens vor Reihe 7 garantiert das – gelegentlich zumindest als hübsche Plansequenz inszenierte – Dauergewackel Achterbahnflair.

Bis Mitte Dezember gilt’s nun auszuharren, ehe die Fortsetzung MILADY sie hoffentlich tatsächlich ins Zentrum rückt. Drauf freuen darf man sich; ob freilich die Erinnerung derart lange durchhält, steht auf anderem Blatte.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...