Originaltitel: THE FORGOTTEN

USA 2004, 91 min
Verleih: Columbia

Genre: Drama, Psycho

Darsteller: Julianne Moore, Dominic West, Gary Sinise, Alfred Woodard, Anthony Edwards

Regie: Joseph Ruben

Kinostart: 11.11.04

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Die Vergessenen

Nicht ohne meinen Sohn

Telly Parettas Haar hat diesen interessanten rötlichen Schimmer; die Welt, in der sie lebt, ist dagegen blaustichig, einsam und kalt. Wenn Telly aber die Augen schließt, durchflutet güldener Glanz die Szenerie – und damit ihre Erinnerungen an Sam. Tellys toten Sohn. 14 Monate sind vergangen, seitdem er bei einem Flugzeugabsturz starb. Noch heute kennt Telly den Tag, die Stunde, sogar die Minute, in welcher sie davon erfuhr. Professionelle Hilfe kann den Schmerz ebenso wenig lindern wie Ehemann Jim.

Eines Tages geschieht Seltsames: Sams Gesicht verschwindet aus dem am Bett positionierten Familienfoto, und auch das Album mit weiteren kostbaren Bildern ist plötzlich leer. Telly beschuldigt Jim, welcher behauptet, von nichts zu wissen – schließlich hätte man keinen Sohn gehabt. Gleiches muß sich die verzweifelte Mutter seitens ihres Psychiaters sagen lassen, und Tellys beste Freundin hat den Namen Sams ebenfalls noch nie gehört. Zusammen mit Ash, dessen Tochter auch bei diesem Unglück ums Leben kam, woran er sich allerdings vorerst nicht erinnert, macht sich Telly auf die Suche nach der Wahrheit. Koste es, was es wolle.

Ein(e) Held(in) im Netz aus potentiellem Wahnsinn und Intrige geht nun nicht gerade als neue Idee durch. Allerdings bewirkt die emotionale Ebene der Story ein intensiviertes Niveau, welches zudem von überzeugenden Schauspielern gehalten wird. Perfektes Timing sowie straffe Inszenierung tragen ein übriges zur spannenden Unterhaltung bei, und die wenigen Schockeffekte sind im wahrsten Wortsinne echte Knaller – aus der Handlung heraus zwar nicht wirklich erklärbar, nichtsdestotrotz überaus wirksam.

Aber so viel Licht wirft eben zwangsweise Schatten, und damit wären wir bei der finalen Auflösung angelangt, welche sich ganz einfach selbst ins Knie schießt. Es mag ja durchaus ehrenhaft sein, auf die üblichen Konspirationstheorien, Vertuschungsversuche des bösen Militärs usw. zu verzichten. Doch diesen bis dato stimmigen und verblüffend logischen Reality-Thriller hopplahopp ins wenig überzeugende Übersinnliche abknicken zu lassen, ist bei aller (Mutter-)Liebe einfach dämlich, was Abzüge in der B-Note kostet.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...