Originaltitel: EL CRIMEN DEL PADRE AMARO

Mexiko 2002, 118 min
Verleih: Columbia

Genre: Literaturverfilmung, Drama, Liebe

Darsteller: Gael García Bernal, Ana Claudia Talancón, Sancho Gracia, Angélica Aragón, Luisa Huertas

Regie: Carlos Carrera

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Die Versuchung des Padre Amaro

Liebe Sünde

Der Bischof höchstselbst hat Padre Amaro nach dessen Weihe in das kleine, namenlose Bergdorf geschickt, um den dort ansässigen Priester Benito zu unterstützen. Eine folgenschwere Entscheidung, welche einiges verändert, besonders das geordnete Dasein von Amelia – gerade süße 16 und derart fromm, daß sogar ihre erotischen Phantasien allein um Jesus kreisen. Dennoch genügt ein Blick aus Amaros dunklen Augen, ihm im Handumdrehen zu verfallen.

Während nun vorsichtige Annäherung, scheue Berührungen und schließlich erste Küsse zur für beide Seiten gefährlichen Liebschaft führen, entdeckt Amaro schnell Benitos Doppelleben: Der Pater unterhält ein Verhältnis mit Amelias Mutter und erkauft zudem großzügige Spenden durch Geldwäsche für örtliche Drogendealer. Anfangs ist Amaro bestürzt, doch schon bald vollzieht sich eine charakterliche Wandlung. So begegnet er Amelias Bitte um Heirat mit kalter Ablehnung, im Sinne der angestrebten Karriere. Da gesteht ihm das Mädchen, schwanger zu sein ...

Drehbuchautor Vicente Leñero übertrug die 1876 veröffentlichte Romanvorlage auf das Jahr 2002 – Beweis der andauernden Zeitlosigkeit dieses oft behandelten Stoffes. Was aber im konservativen Mexiko einen handfesten Skandal provozierte, erzürnt hierzulande wohl nur beinharte Bibelfans. Für alle anderen potentiellen Besucher bleibt dagegen ganz nüchtern zu sagen, daß manchmal ziemlich dick aufgetragen wird – dann untermalen glühende Dialoge pathetische Szenen, lauern geballte Schicksalsschläge, Krankheit, Tod. Überraschenderweise bewirkt das jedoch keine qualitative Minderung des Kunstwerkes; denn egal, ob an Bigotterie grenzende Gottesfürchtigkeit und Sinn bzw. Unsinn des Zölibats im Brennpunkt stehen, sich ein Vater um seine geistig behinderte Tochter sorgt oder gebrochene Keuschheitsgelübde nicht nur Schuldgefühle verursachen: Trotz ätzender Kritik am kirchlichen Machthunger geht es letzten Endes immer um verschiedene Formen von Liebe. Und gleich ihr gelingt PADRE AMARO die Vereinigung zerstörerischer, fragiler, aber eben auch bedrohlich maßloser Züge zu etwas sehr Erlebenswertem.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...