Originaltitel: EDEN – LOST IN MUSIC

F 2014, 131 min
FSK 12
Verleih: Alamode

Genre: Drama, Musik

Darsteller: Félix de Givry, Pauline Etienne, Vincent Macaigne, Arsinée Khanjian, Greta Gerwig, Roman Kolinka

Regie: Mia Hansen-Løve

Kinostart: 30.04.15

Noch keine Bewertung

Eden

Mögen Sie’s französisch?

Diesmal, um die Flanke der Überschrift aufzunehmen, geht es nicht vordergründig um Cinéma. Es geht auch nicht um bevorzugte Liebestechniken. Diesmal geht es um Le Pop, um French Connections zwischen Chanson und dem Rest der Welt. Die (etwa von der seligen DDR kopierte?) Quote im Radio hat der Szene dort genauso geholfen wie Restriktionen für französische Kinofilme im TV. Nur spricht keiner mehr darüber. Es ist gesetzt.

Der Kern mit Liebhabern von Tricolore-Pop in Deutschland ist weicher als der vom Film, die Konzerttätigkeit fern der Großstädte überschaubar, abgesehen von der Leuchtturmbespielung mit Zaz, Air, Françoiz Breut oder Daft Punk. Apropos Daft Punk: Sie gründeten sich Anfang der 90er, als auch der Bruder von Regisseurin Mia Hansen-Løve antrat, um die Tanzsäle mit einem eigenen Sound zu beglücken. EDEN ist also Familienfilm, Verbeugung vor einem Stil, Retrodrama und Milieustudie in einem. Etwas viel? Da er in reichlich zwei Stunden durch 20 Jahre oszilliert, schon …

Im Kopf von Paul hackt ein ständig wechselnder Rhythmus. Der DJ denkt nicht daran, sich für sein Leben etwas anderes vorzunehmen, als es unbedingt mit Auflegen zu schaffen. Mit seinem besten Freund Quentin bastelt er am typischen Klang, der sie erkennbar macht, an wirklich typischen Beats und Vibes, die den Namen Cheers rechtfertigen. Disko darf härter werden, House soll Feuer unters Dach bekommen, Techno braucht Schlagader. 1992 lag ihnen Paris noch jungfräulich vor den Reglern. Fünf Jahre später gehören die Parties der „falschen“ Cheers zu den bestbesuchten der Stadt. Die echten Daft Punk allerdings sind da schon im Orbit, aus dem sie bis heute nicht abgeschossen wurden.

EDEN geht hier wunderbar ins Detail, wenn er beispielsweise das Suchen und Finden des ultimativen Beats analysiert, fegt dort unnötig oberflächlich über die Beziehungen seiner Figuren, wirkt phasenweise so taumelnd wie Paul höchstselbst. Daß EDEN nicht konsequent den Puls seines Soundtracks aufnimmt, daß Pop der Handlung zu wenig Pep abgibt, könnte ihn Resonanz kosten. Denn in entscheidenden Momenten ist er nur eine bemühte Erinnerung an Bertoluccis DIE TRÄUMER oder Assayas’ DIE WILDE ZEIT. Minus Brisanz. Plus Musik.

Mia Hansen-Løve wird die zum Teil enervierende Orientierungslosigkeit der Charaktere mit den Erfahrungen ihres Bruders begründen können. Das hilft im Kino herzlich wenig.

[ Andreas Körner ]