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Ein Trauzeuge zum Verlieben

... stolpert durch eine Komödie zum Heulen

Hui, das klingt doch ansprechend: Der Verleih klassifiziert diesen Film als "britischen Liebesreigen im Stil von Kulthit VIER HOCHZEITEN UND EIN TODESFALL"! Okay, mißtrauische Menschen könnten anmerken, daß mit Amy Smart und Seth Green zwei der drei Protagonisten Amerikaner sind. Aber von solchen Nörgeleien lassen wir uns den Spaß nicht verderben und tauchen kopfüber ins vermeintliche Vergnügen um den unter einer Schreibblockade leidenden Autor Olly, welcher bei einer Verlobungsfeier seine Traumfrau trifft. Liebe auf den ersten Blick, wie süß.

Weniger schön allerdings, daß besagter Engel namens Sarah in Kürze Ollys besten Kumpel James heiratet. Unser wild entflammter Schriftsteller ringt alle amourösen Gefühle nieder, hat aber nicht mit Kumpel Murray gerechnet. Nach dessen Meinung ist Sarah viel zu gut für James und gehört auf ewig an Ollys Seite, weswegen er sabotiert und intrigiert, was das Zeug hält. Wie soll das bloß enden?

Zugegeben, die letzte Frage war rhetorischer Natur, denn nicht nur die Besetzung entstammt großteils US-Gefilden. Auch die Handlung schlurft dermaßen stereotyp und jede Überraschung ängstlich umrundend dahin, daß sie praktisch wie eine Essenz aller amerikanischen Schnulzen wirkt. Wer bissig-britischen Humor erwartet, sollte ebenfalls sämtliche Hoffnungen fahren lassen. Das hier präsentierte Komikaufkommen wurde fast ohne Ausnahme aus staubigen Mottenkisten gekramt, fast fühlt man sich an selige Stummfilmzeiten erinnert. Sehr zum Schrecken des Zuschauers rutscht nämlich ständig jemand aus, fällt hin oder stolpert in arglistig lauernde Pfützen. Und was geschieht wohl, wenn Olly auf ein Laufband steigt, in dessen unmittelbarer Nähe eine sorgfältig gestapelte Mauer aus Schuhkartons steht? Na, weiß es jemand? Genau! Im Grunde kommt nur beim periodisch eingestreuten Treffen der Sidekicks etwas Spaß auf, weil die Chemie zwischen Kate Ashfield als biestige Brautjungfer und Seth "Murray" Green einfach stimmt.

Wie Regisseur Stefan Schwartz verrät, drehte er diesen Film für ein an englischen, romantischen Komödien interessiertes Publikum, weiß aber noch nicht genau, ob sein Werk " ... zu Grunde gehen oder ganz groß rauskommen" wird. Wir hätten da glatt eine Ahnung.

Originaltitel: THE BEST MAN

GB/D/Ungarn 2005, 97 min
Verleih: 3L

Genre: Klamotte, Liebe

Darsteller: Stuart Townsend, Amy Smart, Seth Green, Kate Ashfield

Regie: Stefan Schwartz

Kinostart: 19.01.06

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...