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Elling – Nicht ohne meine Mutter

Warmherzige Muttersöhnchen-Komödie

Nichts ist dem ohnehin zu Alltagspanik neigenden Elling ein größerer Graus, als Orte zu verlassen, an denen er sich einigermaßen wohl fühlt. Da kommt doch seine alte Mutter, mit der sich Elling noch immer die Wohnung teilt, auf die Idee, nach Mallorca zu fliegen. Mal Urlaub machen, neue Länder und vor allem andere Menschen soll das Muttersöhnchen kennenlernen. Elling ist entsetzt, wie Mutter so etwas über seinen Kopf hinweg entscheiden konnte, er kriegt einen seiner Ausraster, sich am nächsten Morgen wieder ein und sitzt schließlich schweißgebadet im Flieger neben Mutti und bald darauf im Hotelzimmer auf der Balearen-(Alp)trauminsel.

Natürlich nicht ohne Mutter vorher gründlich nervös gemacht und in peinliche, ja fast demütigende Situationen gebracht zu haben: bei der Paßkontrolle, beim Start des Flugzeuges, bei der Zimmerschlüsselübergabe ... es gibt eigentlich kaum Momente, in denen Elling nicht eine Verschwörung, mindestens jedoch arglistige Absichten seiner Mitmenschen wittert. In Palma ereilt den bisher in diesen Dingen unerfahrenen Elling die weltliche Breitseite: pralles, nacktes Fleisch am Badestrand, polternde Suff-Touristen und ein älterer Herr, der sich einen Tick zu viel für Muttern interessiert ...

Natürlich ist Ellings neue Geschichte, die vor seinem Psychiatrieaufenthalt angesiedelt ist, vor allem eine sehr warmherzige Komödie über Schrulligkeiten, überzogene Animositäten und den allgemeinen Irrsinn, den das Leben manchmal so bereit hält. Sehr feinfühlig, bisweilen schwer melancholisch, wird aber auch vom Abschiednehmen erzählt: von seiner Mutter, dem wohlbehüteten Leben, von einer auf uns sicher seltsam begrenzt wirkenden, für Elling aber so essentiellen kleinen Freiheit, der er eigentlich kaum gewachsen scheint - was sich in seinen Ausbrüchen schon andeutet und in dem fabelhaften Erstling ELLING ja genauer erzählt wurde.

Natürlich ist in Ellings an sich gutem Herz auch eine ordentliche Dosis Wahnsinn zu Hause, Weisheit allerdings auch: In Anbetracht der Proll-Insel sagt er: "Selbst der phantasievollste Lügner hätte Schwierigkeiten, es hier schön zu finden."

Originaltitel: MORS ELLING

Norwegen 2003, 80 min
Verleih: Arsenal

Genre: Tragikomödie, Literaturverfilmung

Darsteller: Per Christian Ellefsen, Grete NordrŒ, Helge Reiss

Regie: Eva Isaksen

Kinostart: 06.05.04

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.