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Five Senses

Melancholischer Reigen um die fünf Sinne

Auf mysteriöse Weise verschwindet am hellichten Tag ein Kind aus einem Park in Toronto. Die Babysitterin Rachel hat ihren Job vernachlässigt, um neugierig einem in die Büsche verschwundenen Liebespaar hinterherzuschnüffeln.

Diese ersten Szenen lassen einen Krimi vermuten, doch verknüpft der kanadische Regisseur Jeremy Podeswa dieses dramatische Ereignis nur mit Episoden um die fünf Sinne: fühlen, sehen, schmecken, riechen, hören. Jede der Figuren charakterisiert einen davon.

Ruth, eine Masseurin, hat seit dem Tod ihres Mannes das Gefühl für sich und andere verloren. Eine schmerzhaft spürbare Distanz hat sie zu ihrer wild pubertierenden Tochter Rachel. Die wiederum hat für sich den Voyeurismus entdeckt und frönt ihm ausgiebig. Rona verdient ihr Geld mit dem Design von Torten, wobei ihr egal ist, wie sie schmecken. Überraschend ist ihr Urlaubsflirt Roberto aus Italien angereist. Er ist leidenschaftlicher Koch und will Rona auf den "Geschmack" bringen. Ronas bester Freund Robert ist derweil auf der Suche nach dem Duft der Liebe. So läßt er all seine Verflossenen, sowohl männlichen wie weiblichen Geschlechts, zum Geruchstest aufmarschieren. Und Richard schließlich ist Augenarzt. Er verliert langsam sein Gehör. Deshalb erschafft er sich ein Gedankenarchiv von Geräuschen und flüchtet sich so in die Abgeschiedenheit. Als er das Callgirl Gail trifft, kann er seiner Einsamkeit und Isolation entfliehen.

Von einer durchgehenden Handlung ist hier nichts zu sehen, selten finden die Erzählstränge an Eckpunkten zusammen. Vielmehr setzt dieser Film auf eigene Sinnlichkeit, verliert sich dabei in philosophischen Weisheiten, die zuweilen anstrengen. Aber der warmherzige Blick auf die Hauptpersonen, die Enttäuschungen durchleben und sich Illusionen hingeben, macht den Film in seiner Eigenwilligkeit besonders. Hinreißend poetisch sind die Charaktere dargestellt, und ihr Wunsch nach einer tiefen menschlichen Beziehung bleibt oft als süße Traurigkeit zurück.

Originaltitel: FIVE SENSES

Kanada 1999, 105 min
Verleih: Time

Genre: Schicksal

Darsteller: Pascale Bussières, Mary Louise-Parker

Regie: Jeremy Podeswa

Kinostart: 07.09.00

[ Mathilda Bergman ]