D 2009, 90 min
FSK 12
Verleih: Disney

Genre: Erwachsenwerden, Drama

Darsteller: Jimi Blue Ochsenknecht, Wilson Gonzalez Ochsenknecht

Regie: Rainer Matsutani

Kinostart: 01.10.09

6 Bewertungen

Gangs

Einmal Döner mit Jimi Blue

Die Bronx ist ein Kindergarten. Die Southside von L.A. was für Weicheier. Und selbst der gnadenloseste Cosa-Nostra-Killer aus Napoli oder der psychotischste Koksbaron aus Bogotá bekäme hier weiche Knie. Hier, in Berlin. Und man muß den dämlichen Satz aus dem Presseheft einfach mal zitieren. In dem steht nämlich: „Dort, wo die Hauptstadt am gefährlichsten ist, befindet sich das Revier der Rox.“ Boah! Und der saucoole, voll maskuline, gefährliche und dabei echt charismatische Anführer der Rox ist Chris.

Und der nun wird gespielt (kicher, kicher ...) vom saucoolen, voll maskulinen und so weiter, Wilson Gonzales Ochsenknecht. Schon das ist ein Knaller, so irgendwie. Aber um mal sachlich zu werden und zur Sache zu kommen: Ja, man könnte GANGS mit links und gutem Recht in Grund und Boden stampfen. Der Film ist gnadenlos zielgruppenkalkulierte Bravo-Story-Fototapete für weibliche Vor- und Kleinstadtträumerle im Alter zwischen 10 und 15. Mit einer Darstellerriege, die im Wettstreit darum zu liegen scheint, wer das leerste Gesicht von allen machen kann. Mit einem affigen Soundtrack, der furchtbar verschwitzt darum ringt, cool zu klingen. GANGS ist eine Reihenhaus-Kleinbürger-Phantasie vom rauhbeinigen Leben der Ghettokids in der großen, bösen Stadt.

Das alles kann man so sagen, das alles ist richtig. Aber, Herrgott ja, steigen wir mal runter vom hohen Roß Griesgram, schütteln uns locker und raffen uns zu gelassener Größe auf: GANGS ist Quatsch, klar. Aber – und das ist ja schon mal was – keiner, der langweilt. Denn straff erzählt ist die Mär von den Brüdern Chris und Flo. Vom kleinkriminellen Leben mit ihrer Gang, von Freundschaft und Loyalität. Und da Flo von Jimi Blue Ochsenknecht gespielt wird, gibt es, ganz klar, dann auch bald ein süßes Herzchen zum Verlieben. Sofie nämlich, aus verdammt gutem, wohlhabendem Haus und mit der Begabung zur Weltstar-Balletöse.

Da trifft dann speckige Lederjacke auf rosa Tutu, und die Liebe wischt alle Kleidungsfragen und Klassenschranken hinweg. Und richtig goldig ist nun wirklich, wenn Flo seine Sofie zum Essen einlädt, und das Mädchen zum ersten Mal in ihrem Leben in einen Döner beißt. Erst skeptisch, dann herzhaft. Schöner Werbespot. Man bekommt echt Appetit. Und letztlich wirklich auch kein Bauchweh von diesem Filmchen, das keiner braucht, das aber diese und jene (siehe Zielgruppe) zum Träumen bringen wird: Ach, einmal Döner mit Jimi Blue …

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.