D/F/Ungarn 2008, 107 min
FSK 6
Verleih: Kinowelt

Genre: Biographie, Musik

Darsteller: Martina Gedeck, Pascal Greggory, Malik Zidi, Nikolai Kinski

Stab:
Regie: Helma Sanders-Brahms
Drehbuch: Helma Sanders-Brahms

Kinostart: 11.12.08

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Geliebte Clara

Auszug aus dem Leben einer starken Frau

Der Stern der weltberühmten Pianistin und Komponistin Clara Schumann ist zu einer Zeit aufgegangen, in der ein Dirigentenstab eigentlich nur von Männern geschwungen wurde. Doch Clara Schumann eroberte sich die Position vor dem Orchester genauso wie die Herzen bedeutender Komponisten. Das große Emanzipationsdrama, welches in ihrer Biographie steckt, sieht Regisseurin Helma Sanders-Brahms in einem kurzen Lebensabschnitt der Schumann komprimiert: Sechs Jahre, in denen die Kraft dieser Frau hart auf die Probe gestellt wurde.

1850 hat das Ehepaar Schumann die Nase voll vom Touren durch Deutschland. Man will sich niederlassen. Robert hat eine Stelle als Musikdirektor in Düsseldorf angenommen. Sechs Kinder hat Clara in ihrer Obhut, dennoch findet sie Zeit zum Klavierspielen und Komponieren. Allerdings sorgt sie der Gesundheitszustand ihres Mannes, der unter manischer Depression leidet und immer mehr dem Morphium verfällt. Sie vertritt ihn oft als Leiter des Orchesters und kämpft tapfer gegen die Vorurteile der Musiker. Weiter verkompliziert wird Claras Leben in Düsseldorf durch die Ankunft des jungen talentierten Komponisten Johannes Brahms, der bald bei den Schumanns ein und aus geht. Johannes verfällt Clara, kann bald seine innigen Gefühle nur noch schwer verbergen. Eine dramatische Dreiecksgeschichte kündigt sich an.

Helma Sanders-Brahms setzt bei ihrer Verfilmung dieser Lebensjahre mehr auf Naturalismus als auf Opulenz, mehr auf Nähe zu den Figuren als auf glanzvolle Panoramabilder. Das führt allerdings mitunter dazu, daß man sich optisch eher im Bildungsfernsehen wähnt als in einem Kinofilm. Den Unterschied zum TV-Drama macht vor allem der Cast, der von europäischer Spitze ist. Pascal Greggorys Spiel als Robert ist intensiv, wenn er auch mit seiner Darstellung des leidenden Genies ab und an etwas übertreibt. Malik Zidi spielt den Brahms mit jungenhaftem Charme, und auch wenn Martina Gedecks Antlitz zur Zeit etwas überstrapaziert wird auf deutschen Leinwänden, schmälert es ihre gute Leistung in der Rolle der Clara keineswegs.

GELIEBTE CLARA ist eine detailgetreue, schauspielerisch überzeugende Filmbiographie, deren klassische Inszenierung mancher wohl etwas fade finden wird. Ersatzgenuß gibt’s dafür dann auf der Tonspur.

[ Paul Salisbury ] Paul mag vor allem Filme, die von einem Genre ausgehen und bei etwas Neuem ankommen. Dabei steht er vor allem auf Gangsterfilme, Western, Satire und Thriller, gern aus der Hand von Billy Wilder, Sam Peckinpah, Steven Soderbergh, Jim Jarmusch, den Coen-Brüdern oder Paul Thomas Anderson. Zu Pauls All-Time-Favs gehören DIE GLORREICHEN SIEBEN, TAXI DRIVER, ASPHALT COWBOY, SUNSET BOULEVARD, POINT BLANK ...