Originaltitel: BECOMING JANE

GB/USA 2007, 120 min
FSK 0
Verleih: Concorde

Genre: Drama, Liebe

Darsteller: Anne Hathaway, James McAvoy, Maggie Smith

Regie: Julian Jarrold

Kinostart: 04.10.07

Noch keine Bewertung

Geliebte Jane

In Kostüm und Geschichte gewandete Romanze

Jane Austen hat gerade das Schreiben für sich entdeckt und übt sich in ersten Vorträgen ihrer Kunst. Jung ist sie, voller Neugier und von dem festen Glauben an die große, an die wahre Liebe beseelt. Ihre Eltern, vor allem die Mutter, erachten indes die Zeit für den Ehestand gekommen, und zwar für einen, der den Familienunterhalt und die Zukunft der Tochter sichert.

Gerade als mit Mr. Wisley, dem Neffen der wohlhabenden Exzentrikerin Lady Gresham, ein aussichtsreicher Kandidat Interesse bekundet, bekommt selbiger, ganz schweigsamer und überdies linkischer Aristokrat, unverhoffte Konkurrenz. Der junge Ire Tom Lefroy, angehender, mittelloser Jurist und unternehmungslustiger Großstädter, wird von seinem ungnädigen Onkel und reichem Protegé aufs Land verschickt. Seine Arroganz gegenüber dem biederen Landvolk und sein Intellekt wecken bald die Aufmerksamkeit der angehenden Literatin, und Lefroy selbst kann nicht umhin, Talent, Unabhängigkeitsbestreben und Schönheit der jungen Jane Austen zu bemerken ...

Für Fans mag die biographische Verbürgtheit der als alles entscheidend dargestellten Romanze - gemeint ist die hier angeblich beantwortete Frage danach, wie Jane Austen zu Jane Austen wurde - von Bedeutung sein. Belegt ist, daß es einen Tom Lefroy in ihrem Leben gab. Oder wenigstens eine Begegnung mit ihm. Ungeachtet eines solchen Interesses, darf man sich getrost in die Polster versenken und die Romanze genießen. Julian Jarrold hat sich mit seinem Team, die Freude daran ist nicht zu übersehen, um das Zeitkolorit Englands um 1795 sowie die berühmte Hauptfigur verdient gemacht. So liegt viel Sorgfalt in der Auswahl der Drehorte, die Bildsprache sucht eine Entsprechung für die so verschiedenen Szenen auf dem Land und in der Stadt. Die Kleidung der Figuren überdies spiegelt deren Charakter und Stimmung. Ein Beispiel gibt Lady Gresham (eine wunderbare Maggie Smith), die in kalte Farbtöne gekleidet nicht nur offensichtlich der Mode hinterherhinkt, sondern mit grantiger Blässe zugleich eine Generation verkörpert, die schwindendes Verständnis für ihre Ansichten damit ausgleichen will, Gehorsam zu erzwingen.

Daß Zeitkritik, anklingend in fehlenden Frauenrechten oder dem herrschenden Rechtswesen, zu kurz kommt, liegt derweil im Anspruch des Films selbst begründet. GELIEBTE JANE ist eben eine Romanze.

[ Jane Wegewitz ] Für Jane ist das Kino ein Ort der Ideen, ein Haus der Filmkunst, die in „Licht-Schrift“ von solchen schreibt. Früh lehrten sie dies Arbeiten von Georges Méliès, Friedrich W. Murnau, Marcel Duchamp und Man Ray, Henri-Georges Clouzot, Jean-Luc Godard, Sidney Lumet, Andrei A. Tarkowski, Ingmar Bergman, Sergio Leone, Rainer W. Fassbinder, Margarethe v. Trotta, Aki Kaurismäki und Helke Misselwitz. Letzte nachhaltige Kinoerlebnisse verdankt Jane Gus Van Sant, Jim Jarmusch, Jeff Nichols, Ulrich Seidl, James Benning, Béla Tarr, Volker Koepp, Hubert Sauper, Nikolaus Geyrhalter, Thierry Michel, Christian Petzold und Kim Ki-duk.