Originaltitel: ENOUGH

USA 2002, 112 min
Verleih: Columbia

Genre: Thriller

Darsteller: Jennifer Lopez, Billy Campbell, Juliette Lewis

Regie: Michael Apted

Kinostart: 19.09.02

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Genug

Die Braut haut aufs Auge, na und?

Endlich. Er ist da, der Film zum Selbstverteidigungskurs für Frauen. In jedem Lady-Fitness-Center sollte er laufen. Am Erfrischungstresen gibt es dann auch noch den Soundtrack dazu und die Biografie von Loreena Bobbit zum Reinblättern. Aber mal ganz von vorn.

Für die süße Kellnerin Slim scheint es der Himmel auf Erden zu sein. Sie lernt DEN Mann fürs Leben kennen. Mitch ist ehrlich, attraktiv und (Hurra!) heiratswillig. Mit Töchterchen Grace folgt der nächste Schritt zum perfekten Glück und dann noch das Traumhaus. Abwarten. "Ich habe immer bekommen, was ich wollte, und so bleibt das auch." Spätestens als der Mustergatte diesen Satz zum Besten gibt, weiß der findige Zuschauer: Mitch ist ein Psychopath, wie er im Buche steht. Er vögelt fremd und hat nicht mal ein Problem damit, erwischt zu werden. Und wenn die Hand mal ausrutscht, dann hat das mit der Kraft der Liebe zu tun, basta. Slim schnappt sich ihre Tochter und haut ab. Aber weil Mitch nun mal richtig böse ist (und der schlaue Drehbuchautor aus ihm einen Polizisten gemacht hat), findet er Slim überall. Will zurück, was ihm gehört. Doch Slim ist bereit, sich zu wehren ...

Harter Tobak, was uns Autor Nicholas Kazan hier zu schlucken gibt. "Traue niemandem! Selbst die Leute, die du liebst, könnten dich umbringen wollen!". Regisseur Apted holt mit leidlich spannenden Szenen und Mätzchen, wie den anfänglichen Kapiteleinblendungen, das Beste aus der Schwarz-Weiß-Malerei heraus. Sicher, man fiebert mit, wenn Slim ihre Tochter bis aufs Äußerste verteidigt. Aber ist das der Stoff, aus dem ein Unterhaltungsfilm gestrickt ist? Unter den man einen poppigen Soundtrack bastelt? Rache, Haß, der Feind in meinem Bett - herzlich willkommen in der bösen, bösen Welt.

Der Film soll Mut machen sich zu wehren und propagiert dabei eiskalten Mord als Notwehr. Mit Sicherheit wird er dem ein oder anderen verhuschten Ego auch für ca. zehn Minuten Auftrieb geben. Aber ein guter Vorsatz ist manchmal eben nicht GENUG. Letztendlich verbirgt sich hinter der ganzen Solidarisierung ein zweifelhaftes Vergnügen. Jennifer Lopez möchte die Nummer 1 sein. Sie hat schon immer bekommen, was sie wollte. Wenn es nötig ist, haut sie dafür auch mal zu. Aber wir müssen ja nicht immer dabei zuschauen, oder?

[ Roman Klink ]