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Good Boy

Wau statt wow

Erfahrungsgemäß muß man sich beim (Online-)Dating ja unentwegt durch Neurosenranken hacken, Ego-Shootings abwehren und Kommunikationskarikaturisten erdulden. Da scheint er Sigrid wie ein Amorsgeschenk, der hübsche, scheue, kalorienbewußte Christian. Dezenter Haken: Die heimische Bude beherbergt noch Frank, einen bellenden, mittels Napf gefütterten, Streicheleinheiten fordernden Typen im Hundekostüm. Sigrid flieht. Unter anderem die Kleinigkeit, daß Christian Millionär ist, führt aber zur Rückkehr – echt dummer Fehler.

Bis sich das herausstellt, verplätschern Großteile einer eh sehr knappen Lauflänge ungenutzt, der – pardon – hundsgemein gedachte Twist bedient dann Genrestandards, hier wäre Originelleres möglich gewesen. Und es braucht Selbstzwang, irgendwie Interesse für Sigrids dunkles Geschick zu entwickeln, was ein paar Hürden weiter erschweren: quasi nie vorhandene Charakterzeichnung. Ihr auffällig unauffälliges Gebaren als Reaktion aufs Erkennen der Wahrheit. Ständiger nervtötender Augenaufriß. Oder irritierend derbe Beschränkung: „Hast Du dieses Haus geerbt?“ – „Ja, von meinen Eltern.“ – „Und wo sind Deine Eltern jetzt?“ Ein solcher Geist studiert Psychologie!

Nachdem schließlich – und endlich – der Hund aus dem Sack gelassen wurde, ändert sich die Tonlage, hin zum punktuell recht krassen Torture Porn; deutlich klüger agiert Sigrid deswegen kaum. Und bereits kurze Zeit später mündet die ganze krude Chose in einer Pointe, deren grimmige, wenn auch nicht unbedingt logisch überzeugende Konsequenz doch glatt manches rausreißt. Hätte dieser zahnschwache Köter bloß viel früher mehr von jenem Biß gezeigt …

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...