Originaltitel: GOTHIKA

USA 2003, 95 min
Verleih: Columbia

Genre: Horror

Darsteller: Halle Berry, Robert Downey Jr., Penélope Cruz, John Carroll Lynch, Bernard Hill

Regie: Mathieu Kassovitz

Kinostart: 11.03.04

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Gothika

Feucht-tödliche Wiederkehr

Dr. Miranda Grey hat’s gut: Ein fester Job als Psychologin im Frauengefängnis, verheiratet mit dem Chef, von Mitarbeitern umschwänzelt, und da diese Haftanstalt scheinbar eine Luxusbude ist, kann sie nach Feierabend gleich in den (später natürlich immens wichtigen) Pool springen. Wen interessiert es, daß ihre Frisur jeder Beschreibung spottet?

Mirandas Märchenwelt zerbricht abrupt, als sie bei tobendem Gewitter einen Umweg fahren muß und plötzlich ein Mädchen auf der Straße steht. Zwar gelingt das Ausweichmanöver, doch Dr. Greys Versuch, der scheinbar traumatisierten jungen Frau zu helfen, führt zum Blackout – und Erwachen im eigenen Knast. Auf der Matratze einer Zelle. Beschuldigt des Mordes. An ihrem Mann ...

Nun geschieht dreierlei gleichzeitig. Erstens wird Miranda ständig von einem Geist attackiert, während die Ex-Kollegen völligen Irrsinn diagnostizieren. Weil Lieschen Müller und US-Filme glauben, daß psychisch gestörte Menschen gefälligst auch so auszusehen haben, mutiert zweitens das ohnehin unmodische Gezottel auf Halle Berrys Kopf zum wild wuchernden Läusespielplatz. Drittens und am schlimmsten: GOTHIKA versetzt sich selbst den frühen Todesstoß – wer nämlich genau zuhörte, geäußerte Metaphorik wörtlich nimmt und einigermaßen logisch denkt, kann bereits jetzt das ach so große Geheimnis inklusive fast aller Details enträtseln. Miranda braucht dazu noch etwas länger, was ja trotzdem ganz packend sein könnte, würde jetzt nicht der Platte-mit-Sprung-Modus aktiviert: unsichtbare Wesenheit greift an, Geschrei und Gerenne, Hinweis auf die bekannte Lösung, alles von vorn. Passenderweise spielt auch Wasser im betulich plätschernden Horror-Schwank immer wieder eine dramatische Rolle, erhöht den Spannungspegel aber genauso wie Dr. Greys erschüttertes Rumgeschleiche angesichts der Wahrheit oder das einfach unfreiwillig komische Finale rein gar nicht.

Der Epilog schließlich droht nicht nur Fortsetzung an, sondern zeigt Miranda auch mal fesch onduliert. Und plötzlich offenbart sich die im Titel codierte mahnende Botschaft dieses willkürlich zusammengeschusterten Langweilers: GOTHIKA = Gesplissenes Oder Triefnasses Haar Ist Kein Augenschmaus!

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...