D 2012, 95 min
FSK 0
Verleih: Universal

Genre: Kinderfilm, Erwachsenwerden, Komödie

Darsteller: Sophia Münster, Jana Münster, Suzanne von Borsody, Katharina Thalbach, Hannelore Elsner

Regie: Dagmar Seume

Kinostart: 09.05.13

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Hanni & Nanni 3

Süße Mädchen und Opas Kino

Es war 2012, als das deutsche Feuilleton pflichtschuldig an ein Jubiläum gemahnte: 50 Jahre Oberhausener Manifest veranlaßten zum Weihrauchschwenken auf das, was sich mal Neuer deutscher Film nannte und 1962 frisch, frohgemut und siegessicher aufbrach mit jener Gewißheit, die auch gleich zum Slogan wurde: Opas Kino ist tot.

Was für ein Irrtum. Wie lange der sich hält, zeigten nicht zuletzt besagte Weihräuchereien im Feuilleton, die den Slogan mit fast einträchtiger Einfalt aufgriffen und als Litanei wiederkäuten. Was nie ein gutes Zeichen ist. Davon abgesehen aber, ist es vielleicht auch ein bißchen zu viel des Guten, mit Blick auf einen Film wie HANNI & NANNI 3 jetzt derartige Querverweise zu bemühen. Andererseits zeigt gerade diese Backfisch-Schmonzette wunderbar, wie fit und rüstig aufbereitet doch Opas Kino noch immer über die Leinwand tänzelt. Allerdings sieht es bei genauem Hinschauen ziemlich geliftet und drapiert aus, kann auch einen gewissen Gruftgeruch nicht gänzlich abschütteln. Und das trotz all der süßen Mädchen, die hier durchs sonnendurchflutete Internatsleben hüpfen. Allen voran Hanni und Nanni. Die Ferien stehen vor der Tür, und das Schuljahr soll mit einer Aufführung von „Romeo & Julia“ seinen abschließenden Höhepunkt finden. Die Theaterproben geraten zur Nebensache, als die schon erwartete Gastklasse aus England eintrifft. Denn – oh, welch’ Überraschung – aus dem Bus steigen auf Grund eines organisatorischen Fehlers keine wohlerzogenen Mädchen, sondern fesche Jungs.

Der Rest ist Herz-Schmerz-Kuddelmuddel in Rosarot und im Sinne der „Hanni-&-Nanni“-Schöpferin Enid Blyton ganz aufs (vermeintliche) Gemüt der Zielgruppe zugeschnitten. Regisseurin Dagmar Seume inszeniert das zudem in mädchenhafter Schönschrift, also ohne individuelle Schnörkel und Schlenker, alles ganz brav und mit jener Knicks machenden Keckheit, die man gemeinhin ganz süß findet. Dazu waltet ein Humor, bei dem manch’ Großelternteil, der mit der Enkelin vielleicht eine Vorstellung von HANNI & NANNI 3 besucht, sich an die seligen Paukerfilme erinnert fühlen mag, die ja auch schon in den 60ern und 70ern recht ungerührt von Postulaten zeigten, daß Totgesagte länger leben. HANNI & NANNI 3 setzt da konsequent eine Tradition fort. Das ist nicht schlimm, das kann man getrost auch anschauen. Wenn man’s rosarot mag und einen ein gewisser Mief nicht stört.

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.