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Hardball

Authentisches, berührendes Baseballdrama

Wer hätte das gedacht? Keanu Reeves gibt trotz und nach dem Erfolg von MATRIX kleinen Projekten den Vorrang vor Studio-Vehikeln. Nach Krebs-Schmonzette und Serienkillthrill folgt nun eine tatsächliche Bereicherung der Lichtspielhäuser. Mit einem sozial engagierten Drama um Baseball spielende Ghettokids begibt sich der blasse Hüne auf nahezu kitschfreies Terrain.

Der Sportticket-Hehler Conor ist echt am Ende, sein Job ist nicht wirklich einer, auf seinen Kumpel kein Verlaß, und er steckt bis zum Hals in Wettschulden. Und wenn man ihm an den Kragen will, verstümmelt er sich: "Keiner kann mich so gut fertigmachen, wie ich selbst!" Noch tiefer geht es nicht? Denkste! Als Conors Leben bedroht wird, muß er wohl oder übel einen alten Freund um Geld bitten. Ehe er sich versieht, hat er dessen ehrenamtlichen (Erfolg verpflichtet) Posten als Baseballtrainer der "Kekambas", zwei Handvoll halbwüchsiger Schwarzer aus Cabrini Green, Chicagos gefährlichstem Viertel. Nach anfänglicher Ignoranz, beginnt er Bewunderung für deren Hartnäckigkeit zu empfinden. Er lernt ihre engagierte Lehrerin kennen, die ihn nach anfänglichem Mißtrauen als Unterstützung zu würdigen weiß. Doch Conor hat die Lektion noch nicht begriffen, wieder läßt er sich auf zweifelhafte Wetten ein. Und als die "Kekambas" endlich die Chance haben, in die nächste Liga aufzusteigen, muß er sich entscheiden.

Bei diesen Zeilen könnten Erinnerungen wach werden. An unterhaltsame Sportfilme zum Beispiel (MIGHTY DUCKS und ähnliche "Wir müssen zusammenhalten"-Filmchen). Oder an traumatisch kitschige Sozialausflüge á la DANGEROUS MINDS. Doch HARDBALL ist aus anderem Holz! Er glaubt an seine Geschichte, es regnet keine rosa Schleifen am Ende - selbst wenn es hier und da Etappensiege gibt. Das Ghetto ist ein bedrohlicher Ort, keine Gangsta-Romantik. Und auch der Tod gehört zum Alltag.

Inmitten eines tollen Ensembles junger Darsteller gibt Keanu Reeves einen glaubwürdig Gewandelten. Keinen Helden. Es fragt sich, warum verlogene Banalitäten Oscars bekommen, während Unbequemes unter den Kinotresen fällt. Wie HARDBALL kann gelungenes Hollywood-Kino aussehen!

[ Roman Klink ]