Originaltitel: HELLBOY

USA 2003, 122 min
Verleih: Columbia

Genre: Comicverfilmung, Action

Darsteller: Ron Perlman, John Hurt, Selma Blair

Stab:
Regie: Guillermo Del Toro
Drehbuch: Guillermo Del Toro

Kinostart: 16.09.04

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Hellboy

Teufelskerl rettet die Welt

Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs beschwören finstere Nazis und der schwarze Magier Rasputin eine merkwürdige Kreatur aus der Hölle herauf, noch bevor eine Spezialeinheit GIs dem Spuk ein Ende machen kann. Sechzig Jahre später ist aus dem süßen Babydämon unter amerikanischer Schirmherrschaft ein roter Muskelprotz, polternder Choleriker und ketterauchender Superheld geworden mit einem unzerstörbaren Körper und zwei Hörnern, deren Stümpfe er sich jeden Morgen abschleift, um seinen eigenen Anblick zu ertragen: HELLBOY, der Welt größter okkulter Detektiv, ein echter Teufelskerl. Noch ahnt er nicht, daß unter den Gullideckeln von New York eine schleimige Dämonenbrut keimt, und der untote Rasputin mal wieder nichts weniger als das Armageddon plant.

Regisseur Del Toro hat Mike Mignolas Comic-Vorlage als das verfilmt, was sie ist: ein unbekümmerter Streifzug durch die realen und fiktionalen Kulissen des Schreckens und Wunderns der westlichen Kultur des 20. Jahrhunderts. Reiseleiter ist ein mürrischer, emotional zart besaiteter Dämon, der gern draufhaut und sich auch gern mal verliebt.

Indem der Film der wilden Spaßzitiererei seiner Vorlage folgt, entsteht eine der adäquatesten Comic-Verfilmungen der letzten Jahre. Das liegt vor allem daran, daß "Hellboy" ein Comic der 90er ist - anders als die klassischen Superhelden-Comics der goldenen 30er ("Superman") und silbernen 60er ("Hulk", "Spider-Man") kreist er nicht mehr um sich selbst, sondern vor allem um die Bilder und Mythen des Kinos. Im Comic wie im Film gibt es Albert-Speer-Architektur, mittelalterliche Gruselschlösser und auch die Science Fiction-Optik des Fin De Siècle mit Zahnrädern und Bibliotheken á la Jules Verne.

Das Personal ist dementsprechend: Da wimmeln viktorianische Wissenschaftler, archaische Bösewichter mit rollendem "R" und auch ein paar gute alte Hollywood-Monster herum. Die postmodernste Kreation aber hat Del Toro für den Film im Geist der Vorlage dazuerfunden. Die bayrische Nazi-Ninja-Roboter-Mumie Kroenen ist ein somnambul-versklavtes Wesen mit ausgerissenen Augenlidern - DAS KABINETT DES DR. CALIGARI und die Schrecken des expressionistischen deutschen Stummfilms lassen schön grüßen.

[ Christian Seichter ]