Originaltitel: HELLBOY II: THE GOLDEN ARMY

USA/D 2008, 115 min
Verleih: Universal

Genre: Comicverfilmung

Darsteller: Ron Perlman, Selma Blair, Doug Jones, Luke Goss, John Hurt

Stab:
Regie: Guillermo del Toro
Drehbuch: Guillermo del Toro

Kinostart: 16.10.08

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Hellboy – Die goldene Armee

Weltenrettung mit Phantasie und Zahnbürstenzoff

Es ist noch gar nicht lange her, da mußte Hellboy, der Dämon mit dem emotionalen Kern, das Armageddon verhindern, Rasputin in den untoten Hintern treten und sich seinen Gefühlen zur in vielerlei Hinsicht feurigen Liz stellen. Grundsätzlich hat sich daran in der Fortsetzung nichts geändert, und doch setzt sie noch einen drauf. Wieder plant ein Fiesling, die Menschheit zu vernichten, diesmal ein albinoartiger Finsterprinz, welcher über die titelgebende goldene Armee verfügen könnte, gäbe es da nicht seine Zwillingsschwester. In die verguckt sich dann gleich Amphibienmann Abe und fängt an, "Can’t Smile Without You" zu trällern.

Schlummert in Regisseur Guillermo del Toro vielleicht ein Romantiker? Zumindest kennt er sich wohl in zwischenmenschlichen Belangen aus – schön zu sehen, daß auch Liz ihrem Neupartner buchstäblich die Hölle wegen Kleinigkeiten wie einer zweckentfremdeten Zahnbürste heißmacht ... Aber viel Zeit bleibt nicht, die Beziehung zu kitten, schließlich fährt das Böse allerlei Kreaturen aus der Finsternis auf. Und genau da läßt del Toro dem Kind im Manne so richtig freien Lauf. Weg mit der Düsternis des Originals, weniger Murnau, mehr kreative Monster! Vom sprechenden Tumor über einen vieläugigen Todesengel (welcher PANS LABYRINTH entsprungen scheint) bis hin zu mörderischen Zahnfeen bevölkert so ziemlich alles die Leinwand, was sich sonst in Alpträumen tummelt. Massives Augenzwinkern bleibt dennoch, der Brutalitätsfaktor wurde deutlich zurückgenommen, es geht um Spaß, Spaß und nochmals Spaß.

Zum Glück allerdings nicht mehr auf Biegen und Brechen. Soll heißen: Wer den Pennälerhumor des ersten Teils nervtötend fand, darf aufatmen, da dieser nahezu völlig fehlt. Dafür gibt es nette Oneliner wie "Deutsche machen mich nervös!", amüsanten Pärchen-Zoff und teils gar beiläufig-treffende Zynismen auf die Ohren. Brachiale Soundeffekte im Zuge der Actionszenen sowieso. Del Toro transformiert das Kino zu seiner sicher kaum intelligenten, indes stets unterhaltenden Spielwiese, übertrifft den eigenen Vorgänger und beugt sich irritierenderweise irgendwie gar den herrschenden Restriktionen, indem er Hellboy hier fast zum Nichtraucher macht. Zum Glück aber nur fast.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...