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Ich will da sein – Jenny Gröllmann

Berührendes Porträt eines deutschen Filmstars

Jenny Gröllmann - Superstar. Wem der Name kein Begriff ist, sollte sich nicht gleich ein "ungenügend" in Promi-Kunde verpassen, allerdings wäre eine Nachhilfestunde in (ost)deutscher Filmgeschichte fällig. Denn die Gröllmann war einer der weiblichen Defa-Stars, spielte in Filmen wie KENNEN SIE URBAN oder DEIN UNBEKANTER BRUDER große Rollen in dem kleinen Filmland DDR. Außerdem war sie am Theater eine Institution, überzeugte Jahrzehnte lang auf der Bühne des Gorki-Theaters. Wäre sie nicht im Osten geboren, sie hätte eine Weltkarriere wie die Bardot oder die Moreau machen können, sagen ihre Bewunderer im Film, unter ihnen Schauspielgrößen wie Henry Hübchen oder Michael Gwisdek. Und sieht man die gut gewählten Ausschnitte ihrer wichtigsten Darbietungen, ist man gern bereit, zuzustimmen.

Filmemacherin Petra Weisenburger war eine Freundin Jenny Gröllmanns, was dem Dokumentarfilm eine Nähe zu seiner Protagonistin beschert, die selten ist. Jenny Gröllmann spricht von ihrer Krankheit (sie starb 2006 an Krebs), ihren Ängsten und Hoffnungen, schaut sympathisch offen auf ihre große Karriere zurück. Ihre leidenschaftliche Art bescherte ihr (neben offensichtlicheren Vorzügen) viele Liebschaften, von denen ebenfalls einige zu Wort kommen und den Film um amüsante Anekdoten bereichern. Ihre für die Öffentlichkeit interessanteste Beziehung war wohl die zu ihrem zweiten Ehemann Ulrich Mühe, mit dem es kurz vor dem Tod der Schauspielerin noch von der Presse ausreichend thematisierte Differenzen im Zusammenhang mit einer angeblichen IM-Tätigkeit Gröllmanns und dem OSCAR-Gewinner DAS LEBEN DER ANDEREN gab.

Daß ICH WILL DA SEIN diese Kontroversen, die es zuletzt um Jenny Gröllmann gab, nicht ausblendet, sondern gezielt thematisiert, ist ein weiterer Vorzug des facettenreichen Porträts, auch, wenn die Dokumentation an dieser Stelle (verständlicherweise) klar Partei für ihre Protagonistin ergreift. Mit ihrer Beerdigung beginnt dieser Film über Jenny Gröllmann, mit einer wunderschönen Einstellung der Grande Dame als junge Frau endet er und rundet eine filmische Reminiszenz ab, die sich die Porträtierte liebvoller wohl kaum hätte wünschen können.

D 2008, 96 min
Verleih: defa-spektrum

Genre: Dokumentation, Biographie, Schicksal

Darsteller: Jenny Gröllmann, Michael Gwisdek, Jaecki Schwarz, Henry Hübchen

Regie: Petra Weisenburger

Kinostart: 19.06.08

[ Paul Salisbury ] Paul mag vor allem Filme, die von einem Genre ausgehen und bei etwas Neuem ankommen. Dabei steht er vor allem auf Gangsterfilme, Western, Satire und Thriller, gern aus der Hand von Billy Wilder, Sam Peckinpah, Steven Soderbergh, Jim Jarmusch, den Coen-Brüdern oder Paul Thomas Anderson. Zu Pauls All-Time-Favs gehören DIE GLORREICHEN SIEBEN, TAXI DRIVER, ASPHALT COWBOY, SUNSET BOULEVARD, POINT BLANK ...