Originaltitel: IO STO BENE

Luxemburg/Belgien/D/I 2020, 94 min
Verleih: Der Filmverleih

Genre: Drama

Darsteller: Renato Carpentieri, Alessio Lapice, Sara Serraiocco

Regie: Donato Rotunno

Kinostart: 03.11.22

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Io Sto Bene

Drei sind eine zu viel

Sieben Monate sind vergangen, fühlen sich aber wohl eher an wie wenige Tage, seit Antonio seine Frau verlor. Mady ist noch allgegenwärtig, er spricht mit ihr am Grab, sieht sie im Bett, wird aus Altersgründen vermutlich bald folgen und versteht es als Gnade. Rückblenden zeigen, daß die Tochter aus zumindest relativ gutem Haus den Immigranten erwählte und nie losließ, ungeachtet durchaus massiver Probleme. Große Liebe überdauert eben den stärksten Seegang, weil verschweißte Menschen einander stabilisieren können.

Nun fehlt Antonios Halt. Der Feier seiner Pensionierung entflohen, lernt er Leo kennen, bittet sie auf einen Kaffee nach Hause. Oder besser: bedrängt sie schier, vieles an der jungen DJane gleicht Mady, damals, primär diese wahnsinnige Dickköpfigkeit. In Leos Fall indes recht ausgestellt, um Angst und Unsicherheit zu verdecken. Ein Seelenpaar, so einsam, es mußte sich finden.

Zur homogenen Einheit verschmelzen die zweieinhalb Handlungsstränge trotzdem kaum, die undankbare Hälfte gehört dabei Leo, deren Charakter grob geschnitztes, bis zum Abspann unvollendetes Konstrukt bleibt, eine Spiegelung der weitaus interessanteren und quasi fleischigeren Mady. Ziemlich unfair, außerdem gerät darob auch Antonios Welt aus dem erzählerischen Gleichgewicht. Gerade verzaubern elegische Lichtspiele, taucht man entlang scharfkantiger Lebensklippen, schon reißt Leos ewig mißmutiges Gesicht wieder komplett heraus, lärmt Elektromusik und steht Videoclip-Optik eigentlich bloß für künstlerische Einfallslosigkeit. Was IO STO BENE zwar beileibe zu keinem schlechten Film runterzieht, jedoch beweist: Weniger kann manchmal wirklich mehr sein.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...