Originaltitel: JANE'S JOURNEY

D/USA 2010, 105 min
FSK 0
Verleih: Universum

Genre: Dokumentation

Darsteller: Jane Goodall, Angelina Jolie, Pierce Brosnan

Regie: Lorenz Knauer

Kinostart: 02.09.10

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Jane's Journey – Die Lebensreise der Jane Goodall

Ein Leben für die Affen

Die kleine Frau, die seit über 20 Jahren mit dem Plüschaffen unter dem Arm um die Welt reist, um für einen respektvollen Umgang mit unseren natürlichen Ressourcen zu werben, ist eine lebende Ikone: Jane Goodall, die bekannteste lebende Primatologin. Wenn die heute 76jährige eine Bühne betritt, füllt ihre Aura den Raum. Sie weiß zu begeistern, ihre Pointen sind intelligent, und wenn sie pathetisch wird, dann hat das Stil.

Lorenz Knauer hat Goodall auf ihren Reisen begleitet, und in seinem aufwendig produzierten Dokumentarfilm wird viel von dem Goodall-Zauber spürbar. Knauer hat in privaten Archiven stöbern dürfen, und wir erleben die junge Goodall als blonde, jedoch auch unbedingt zähe Schönheit bei ihren Forschungsarbeiten, bekommen Einblicke in ihre zwischenmenschlichen Liebesgeschichten und deren Tragik, und wir erahnen, warum es nun die Liebe zu den Schimpansen ist, die heute Goodalls gesamtes Leben bestimmt.

Doch Goodall weiß auch, sich zu vermarkten, nicht für sich als Person freilich, sondern für ihre Sache, ihre Ideale. Und so erreicht der Film, der sie als Privatperson zeigen soll, gegen Mitte eher die Qualität eines perfekt inszenierten Werbespots für Goodalls Institute For Wildlife Research, Education And Conservation oder ihr mittlerweile in 120 Ländern verbreitetes Projekt Roots&Shoots, welches sie 1991 gründete. Jugendliche können hier ihre eigenen Ideen, wie sie ihr nächstes Umfeld lebenswerter gestalten wollen, umsetzen. Natürlich ist dieses Engagement nicht wegzudenken von der Person Jane Goodall. Jedoch wirken Katie-Melua-Arien zu perfekt belichteten Naturaufnahmen und Interviews mit Angelina Jolie und Pierce Brosnan, in denen sie von Goodalls Stärke und Beharrlichkeit schwärmen, genau so, wie sie wirken sollen: öffentlichkeitswirksam, aber inhaltsarm.

Auch der aufgearbeitete Mutter-Sohn-Konflikt – Goodall hat aus erster Ehe ihren Sohn Grub – wirkt eher inszeniert. Vielleicht ist das der Preis, den man als Regisseur zahlen muß, wenn man mit extrem medienerfahrenen Ikonen arbeitet: Man wird sie in keiner Minute „entweihen“ können und dürfen.

Oder aber es gibt sie tatsächlich nicht mehr, die private Jane Goodall, die sich eventuell irgendwann in ihrem Hotelbett fragt, ob sich diese Einsamkeit lohnt, die sich nach etwas ganz Banalem sehnt oder gar Angst vor dem Sterben hat?

[ Susanne Schulz ]