Originaltitel: KNIGHT OF CUPS

USA 2015, 118 min
FSK 6
Verleih: StudioCanal

Genre: Drama

Darsteller: Christian Bale, Natalie Portman, Imogen Poots, Cate Blanchett

Regie: Terrence Malick

Kinostart: 10.09.15

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Knight Of Cups

Horizonte, leeres Sein und falscher Schein

Terrence Malick, das ist der texanische Eigenbrötler, den es einst nach Hollywood verschlug, wo er seit seinem Debüt BADLANDS (1973) als der geheimnisvolle Bilderzauberer, als ewig fremder und öffentlichkeitsscheuer Gott- und Sinnsucher in Erscheinung tritt. Malick ist ein schönheitsberauschter Kino-Metaphysiker, wie es keinen zweiten je gab in der Traumfabrik – und wohl auch nie wieder geben wird. Er sei „Heideggers einsamster Cowboy“, sagte einmal der Filmkritiker Georg Seeßlen über den Regisseur. Was gut klingt und nicht nur auf die Legende anspielt, nach der Malick einst zum berühmten Philosophen in den Schwarzwald gepilgert sein soll, sondern vor allem auch darauf, wie sich Heideggers Diktum von der „Unbehaustheit des Menschen“ als leitmotivischer Horizont in den Filmen des Regisseurs spannt. Das gilt auch für KNIGHT OF CUPS, die siebte Arbeit Malicks. Und seine erste, die direkt in die Hochburg existenzieller Entfremdung und spiritueller Entwurzelung führt. Dorthin, wo das Dilemma leeren Seins mit Bildern falschen Scheins kaschiert wird. Nach Hollywood nämlich.

Drehbuchautor Rick ist gutaussehend, erfolgreich, begehrt und doch gefangen in einer verzweifelten Selbstbefragung und Sinnsuche. Auf dieser begleitet ihn der Film. Und das, wie gehabt bei Malick, in assoziativen Sprüngen, mit wenigen Dialogen, dafür viel Sinnieren aus dem Off und jener getragenen Musik, zu der sich, ebenfalls wie gehabt, Bilder einer betörenden, melodiösen Schwerelosigkeit fügen. Die Frauen in Ricks Leben, die Familie, der patriarchalische Vater, die Phantomschmerzstelle eines toten Bruders, ein weiterer Bruder, voll der Wut und Destruktivität, dazu Hollywoodparties und die goldenen Käfige des Luxus – wie Malick all das verfügt, hat immer noch hypnotisches Potential. Und rotiert zugleich, ganz wie der Held des Films, dieser traurige „Ritter der Kelche“ (in Gestalt des schnieken Christian Bale), selbst wie gefangen in einem Leerlauf.

Es ist eine Tendenz, die nach dem letzten Meisterwerk NEW WORLD bei Malicks Nachfolgefilmen (THE TREE OF LIFE, TO THE WONDER) immer wieder mal anklang. Aber nie verflüchtigte sich Substanz dabei so zum bloßen Ornament, wandelten sich Leitmotive zur Motiv-Redundanz wie jetzt in KNIGHT OF CUPS. Man mag es als Zeichen sehen, daß Heideggers einsamster Cowboy just in einem Film, der in Hollywood spielt und zum Teil auch von Hollywood handelt, den Horizont aus den Augen verlor.

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.