Originaltitel: LATE NIGHT

USA 2019, 102 min
FSK 0
Verleih: Entertainment One

Genre: Komödie

Darsteller: Emma Thompson, Mindy Kaling, John Lithgow

Regie: Nisha Ganatra

Kinostart: 29.08.19

8 Bewertungen

Late Night

Charakter und Prinzipien

Jeder kennt solche Typen. Die funktionieren aufs Perfekte, wenn das Scheinwerferlicht anspringt, wenn sie in der Mitte strahlen könen. Die wirklich niemanden neben sich dulden, ihr Umfeld kaum wahrnehmen, außer in den Momenten, wo es für sie selbst einen gewissen Nutzen bringt. Katherine Newbury ist so eine Type, intelligent außerdem, schlagfertig, gerissen und mit einer Abgebrühtheit ausgerüstet, die schon an Arroganz grenzt. Es wundert also wenig, daß die Britin ausgerechnet in Amerika als einzige Frau eine „Late Night“-Show moderiert. Die Gags serviert ihr ein leicht verzicktes Schreiberteam, sich die Namen der Redakteure zu merken, ist Katherine lästig, sie numeriert durch bis 7.

Was mit Hochmut geschieht, wissen wir, also bröckelt bald der Erfolgsputz, die Quoten gehen in den Keller, Katherine sei nicht mehr zeitgemäß, sie soll durch einen maximal mediokren, aber schwer angesagten YouTube-Idioten ausgetauscht werden, und ihr eilt der Ruf voraus, ebenfalls schlecht für die Zuschauerresonanz, eine Frauenhasserin zu sein. Was nur halbwegs stimmt, denn sie mag schon auch Frauen ... wenn sie denn tot sind. Mit solchem Hintergrund kommt der Assi von Katherine auf die Idee, sich eine Frau ins Männerteam zu holen, schon bald steht die etwas poltrige, aber herzensgute und echt nicht blöde Molly in der Redaktionsstube, eine Schachtel Cupcakes in der Hand, Katherine zieht auf ihre unnachahmliche Art die linke Braue hoch, Nummer 8 soll sich setzen ...

Was zugleich die Vorlage für einen wunderbaren Gag ist, von denen LATE NIGHT übrigens einige bereithält. Eingebettet in einen Film, der neben aller Komik und Spitzzüngigkeit durchaus zielgerichtet von einem Geschäft erzählt, in dem häufig die Arroganz der Männer die Chancen der Frauen beschneidet, was für Katherine natürlich nicht zu gelten hat. Ihre bisherige Methode war die: Wer nicht spurt, wird zum Heulen gebracht oder gleich gefeuert. Sie muß um die Sympathie des Publikums nun kämpfen und außerdem gegen die Fehlbarkeit des eigenen Ichs, das so ziemlich alle guten Manieren verschüttet hat. Und auch Molly geht zum Angriff über ...

So wohnt dieser temporeichen, pointiert geschriebenen Exzellenzkomödie gar eine proletarische Idee inne – Menschen kämpfen um ihre Arbeit. Gottlob liegt Nisha Ganatra jede Pamphletartigkeit fern, ihr Film steht für intelligentes Unterhaltungskino, das auf sehr elegante Weise an Charakter und moralische Prinzipien appelliert. Und über Emma Thompson braucht an dieser Stelle wirklich nichts mehr geschrieben werden ...

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.