D/Iran 2023, 102 min
FSK 12
Verleih: Port au Prince

Genre: Drama

Darsteller: Hamid Reza Abbasi, Sadaf Asgari, Keyvan Mohamadi

Regie: Behrooz Karamizade

Kinostart: 18.01.24

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Leere Netze

Verloren in der Männerwelt

Das Meer ist Amids Element, und es trennt ihn von seiner Freundin Narges, die er am Strand nur heimlich treffen kann. Er: ein verträumter junger Mann aus einfachen Verhältnissen. Sie: eher bodenständig, aus einer wohlhabenden und konservativen Familie. Ihr Gerechtigkeitssinn verbindet sie. Doch damit kommen Romeo und Julia im Iran der Gegenwart nicht weit. Am Anfang sieht man ihn vernügt tauchen. Sie steht auf der Klippe, sieht nur zu und darf nicht zu ihm.

Amids schier unlösbare Aufgabe besteht darin, das Brautgeld zusammenzukratzen. Er ist einer von vielen jungen Arbeitslosen. Also landet er bei den Fischern am Kaspischen Meer, die für wenig Geld Knochenarbeit leisten. Doch die Netze sind leer – das heißt: voller Plastik. Und Amid läßt sich in illegale Geschäfte verwickeln. Nachts wird heimlich und unter Lebensgefahr der unter Naturschutz stehende Stör gejagt, für den Verkauf von Kaviar.

Das deutsch-iranische Sozialdrama hält sich geradezu musterhaft an alle Vorgaben des Genres. Das macht die Geschichte leider etwas voraussehbar. Doch die brillante Inszenierung und die starken, vor allem düsteren Stimmungsbilder, die zuweilen an Kaspar David Friedrich erinnern, gleichen das aus. Die Welt der Fischer, die zusammen am Strand leben, steht als Mikrokosmos für eine gnadenlose Männergesellschaft, in der stets das Recht des Stärkeren gilt, und in der kein Platz für die junge Generation ist. Ein dann doch beeindruckender Debüt-Film.

[ Lars Meyer ] Im Zweifelsfall mag Lars lieber alte Filme. Seine persönlichen Klassiker: Filme von Jean-Luc Godard, Francois Truffaut, Woody Allen, Billy Wilder, Buster Keaton, Sergio Leone und diverse Western. Und zu den „Neuen“ gehören Filme von Kim Ki-Duk, Paul Thomas Anderson, Laurent Cantet, Ulrich Seidl, überhaupt Österreichisches und Skandinavisches, außerdem Dokfilme, die mit Bildern arbeiten statt mit Kommentaren. Filme zwischen den Genres. Und ganz viel mehr ...