D 2017, 105 min
FSK 12
Verleih: Wild Bunch

Genre: Komödie

Darsteller: Moritz Bleibtreu, Lukas Gregorowicz, Louis Hofmann, Wotan Wilke Möhring, Alexandra Neldel

Regie: Christian Zübert

Kinostart: 23.03.17

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Lommbock

Straight Outta Würzburg

Fortsetzungen von Kinohits – natürlich ist das nicht nur so ein Hollywoodding, auch wenn man diese Manie vor allem Hollywood gern mit den doch immer etwas verkniffenen Argumenten „Einfallslosigkeit“ und „Geldschinderei“ unter die Nase reibt. Was natürlich Blödsinn insofern ist, als daß man ja kaum jemandem vorwerfen kann, daß er Geld verdienen will. Denn solange genau das wohlgemerkt eben nicht in Form eines bloßen, das heißt einfallslosen Neuaufgusses passiert, gibt es gegen derlei Geschäftssinn im Grunde nichts einzuwenden. Letztlich kommt es ja einzig auf die Qualität des Produktes, also die Frage, an, wie berauschend selbiges noch ist. Was dann für Filme genauso gilt wie für – nur so als Beispiel – Dope. Woher immer dann beides auch kommen mag.

Zum Beispiel aus deutschen Landen. Wo sich jetzt, sozusagen irgendwo zwischen Blockbuster-Aufputschern à la T2 TRAINSPOTTING und BLADE RUNNER 2049 als tiefenentspannte, kinematographische Blaupause eine weitere Filmfortsetzung plaziert. Um LAMMBOCK geht es, Christian Züberts Erfolgskomödie aus dem Jahre 2001, bei der man einst tatsächlich im Kino sitzend einen für hiesige Verhältnisse doch wohltuend eigentümlichen Humor tief inhalieren und darüber entsprechend albern gackern konnte. Und ja: Was das angeht, hat jetzt auch die Fortsetzung, LOMMBOCK mit Namen, durchaus – Achtung, alberner Sprachwitz – gra(s)sierende Wirkung.

15 Jahre also ist es her, daß der schnieke Stefan seiner Heimatstadt Würzburg den Rücken kehrte. Und damit jenen chaotischen Zeiten, als er mit Kumpel Kai den Cannabis-Pizzalieferservice „Lammbock“ ins Leben rief. Hätte durchaus Erfolg haben können, dieses Geschäftsmodell, auch wenn seine Betreiber von der Legalität ungefähr so weit entfernt waren wie von echtem Geschäftssinn. Aber für Stefan ist das jetzt eh alles Vergangenheit. Inzwischen ist der nämlich ein seriöser Anwalt und als solcher zudem angehender Schwiegersohn eines der reichsten Männer der Vereinigten Arabischen Emirate. Stefans goldener Zukunft stehen lediglich noch ein paar kleine, bürokratische Hürden im Weg. Die zu nehmen, muß er noch mal nach Würzburg. Und trifft dort natürlich Kumpel Kai wieder. Der versucht sich inzwischen in der Vaterrolle für einen Teenager, der davon nichts wissen will, und „betreibt“ einen Asia-Lieferservice, der nichts zu liefern hat. Aber zum Glück verfügt Kai immer noch über dieses großartige Made-In-Würzburg-Gras, dieses Reinheitsgebots-Cannabis extraordinärer Wirkung. Dessen Verlockung sich dann auch Stefan nicht entziehen kann. Die Folgen werden wunderbar aus dem Ruder laufen. Und dabei dennoch einiges zurechtrücken.

Produzenten hätten genervt und Moritz Bleibtreu sowieso. Alle wollten sie eine LAMMBOCK-Fortsetzung – nur Regisseur und Drehbuchautor Zübert nicht. Irgendwann war der wohl dann aber doch mürbe: „Ich habe eigentlich nur angefangen zu schreiben, damit die mich nicht mehr nerven“, sagte er in einem Interview, und man glaubt, den Mann zu verstehen. Und kann jetzt trotzdem froh sein, daß er sich breitschlagen ließ. Geriet ihm LOMMBOCK doch zu einer Fortsetzung, die die Geschichte wirklich weiterspinnt, Facetten hinzufügt und es dabei zudem schafft, unter allen Albernheiten und Absurditäten der Handlung einen Ton Nachdenklichkeit und Wehmut mitschwingen zu lassen. Doch, das geriet recht berauschend. Und das auf angenehm entspannte Art. Ins Kino gehen und tief inhalieren!

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.