D 2012, 136 min
FSK 6
Verleih: Warner

Genre: Biographie, Historie, Drama

Darsteller: Sabin Tambrea, Sebastian Schipper, Edgar Selge, Paula Beer, Tom Schilling, Justus von Dohnányi

Regie: Peter Sehr, Marie Noëlle

Kinostart: 27.12.12

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Ludwig II. (2012)

Majestät bleiben ein Rätsel

Es ist schon eine Herkulesaufgabe, nach Viscontis vierstündigem Epos LUDWIG II. von 1972 und den anderen Ludwig-Filmfassungen aus dieser Zeit noch einmal den bayrischen Märchenkönig auf die Leinwand zu zaubern. Acht Jahre lang arbeiteten Regisseure und Produzenten nun darauf hin. Was ja nicht schlecht sein muß: Henckel von Donnersmarck etwa kämpfte ähnlich lange, um DAS LEBEN DER ANDEREN zu verwirklichen. Doch bei LUDWIG II. ist den Machern auf dem langen Weg offenbar die Vision abhanden gekommen.

Man kann diesen Verlust am Filmverlauf gut ablesen. Am Anfang ist da noch deutlich ein junger Träumer und Idealist spürbar, der zunächst widerwillig den Thron besteigt, dann aber umso enthusiastischer und kompromißloser seine Vision von Friedenspolitik vorantreibt: Gebt den Menschen Kunst und Kultur! Ein Musengönner an der Macht, der sich den Komponisten und Revolutionär Richard Wagner (von Edgar Selge als wahres Diplomaten-Schreckgespenst gespielt) als obersten Berater an die Seite holt, aber die politischen Realitäten verkennt. Natürlich wird er in seiner Unschuld abgeschliffen. Je stärker er sich vom ursprünglichen Ideal in die Wirklichkeit seiner unbezahlbaren Schlösser entfernt, desto mehr verwandelt er sich in einen Monarchen seines gestutzten Reiches.

Daß der Mensch Ludwig auf diesem Weg abhanden kommt, liegt aber nicht an seiner tragischen Entwicklung, sondern daran, daß es dem Film nur bis zur Hälfte gelingt, sein Seelenleben spürbar zu machen. Auch die äußere Handlung verläuft zunehmend unmotiviert. Hat man am Anfang das Gefühl, es geht vor allem um den König und seinen Komponisten, verschwindet Wagner plötzlich spurlos. Ebenso unvermittelt kommt das Thema des Wahnsinns ins Spiel, wenn zunächst Ludwigs Bruder von einer Sekunde auf die andere überschnappt. Die Heiratsabsage an die Lieblingscousine Sophie (anders als geläufig ist es nicht Sissi) ist zwar durch Ludwigs Homosexualität motiviert, kommt aber zu einem unwahrscheinlichen Zeitpunkt. Am Ende springen die Postkartenmotive nur noch so hin und her, so daß man in der Ferne den bayrischen Touristenverband winken sieht.

„Majestät soll ein ewig Rätsel bleiben“, sagt Ludwig in einer Szene – wie wahr. In Erinnerung bleibt aber wohl doch etwas: Nämlich Sabin Tambrea, der einen durch und durch feinfühligen jungen Ludwig verkörpert und als echte Entdeckung gelten darf.

[ Lars Meyer ] Im Zweifelsfall mag Lars lieber alte Filme. Seine persönlichen Klassiker: Filme von Jean-Luc Godard, Francois Truffaut, Woody Allen, Billy Wilder, Buster Keaton, Sergio Leone und diverse Western. Und zu den „Neuen“ gehören Filme von Kim Ki-Duk, Paul Thomas Anderson, Laurent Cantet, Ulrich Seidl, überhaupt Österreichisches und Skandinavisches, außerdem Dokfilme, die mit Bildern arbeiten statt mit Kommentaren. Filme zwischen den Genres. Und ganz viel mehr ...