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Mädchen am Sonntag

... sind auch nur Menschen

Was machen und vor allem: was denken sich eigentlich unsere jungen Filmschauspielerinnen so privat, am Sonntag, wenn sie (scheinbar) nicht vor der Kamera stehen und einmal ganz unbedarft sie selbst sein können oder doch zumindest sich selbst spielen dürfen? 99-Euro-Film-Veteran RP Kahl will vier der Damen, pardon, Mädchen ganz natürlich und so gar nicht als Schauspielerin zeigen, um zu beweisen, daß sie auch nur Menschen sind und, wie es so schön im Presseheft heißt, "... die Aura eines Mädchens auch ohne Sonnenschein glänzt".

Also streifen sie einsam, nur von der MiniDV begleitet, durch winterliche Birkenwälder, drehen selbstvergessen Pirouetten auf dem Eis, hüpfen ausgelassen über Alpenwiesen oder spazieren ausdauernd durchs Bildermuseum, begleitet von romantischer Klavier- oder wahlweise Harfenmusik. Dabei grübeln und sprechen sie ganz offen und ehrlich, frei von der Leber weg sozusagen, über sich und ihren Beruf, über die Zufälle ihres Werdegangs und die Probleme, die das freie Schauspielerinnendasein so mit sich bringt: das Warten auf die Rolle, die Selbstzweifel. Laura Tonke leidet unter schwachsinnigen Diskussionen am Set und wünscht sich möglichst genaue Anweisungen. Katharina Schüttler macht sich Gedanken darüber, wie eine Rolle die Wahrnehmung einer Person prägt, und mag sich zwischen Theater und Film nicht festlegen. Inga Birkenfeld hat keine Ahnung, warum sie das eigentlich alles machen will, und Nicolette Krebitz wollte sowieso nie Schauspielerin werden und möchte lieber singen können. Von Leidenschaft für den Film ist wenig zu spüren, und interessant ist es auch nicht. Ungeduldig und peinlich berührt rutscht man statt dessen im Kinosessel hin und her und fragt sich, was diese Sonntagsübung überhaupt auf der Leinwand zu suchen hat.

Sollte etwa das Spiel mit der Ikonographie den Impuls dazu gegeben haben? Geht es sogar darum, das Gesicht, ein vermeintliches Stargesicht, durch ein neues Bild der Natürlichkeit zu ersetzen und so die Ikone, den Star, erst zu schaffen? Wie auch immer, um Ikonen zu sein, fügen sich die vier Frauen zu brav in Kahls Mädchenträume.

D 2005, 79 min
Verleih: Independent Partners

Genre: Dokumentation

Darsteller: Laura Tonke, Katharina Schüttler, Nicolette Krebitz

Regie: RP Kahl

Kinostart: 26.01.06

[ Lars Meyer ] Im Zweifelsfall mag Lars lieber alte Filme. Seine persönlichen Klassiker: Filme von Jean-Luc Godard, Francois Truffaut, Woody Allen, Billy Wilder, Buster Keaton, Sergio Leone und diverse Western. Und zu den „Neuen“ gehören Filme von Kim Ki-Duk, Paul Thomas Anderson, Laurent Cantet, Ulrich Seidl, überhaupt Österreichisches und Skandinavisches, außerdem Dokfilme, die mit Bildern arbeiten statt mit Kommentaren. Filme zwischen den Genres. Und ganz viel mehr ...