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Mana – Die Macht der Dinge

... möge uns helfen!

Zwei Weltenbummler haben ein stattliches Budget aufgetan, um einen Film zu machen, der uns von einer universellen Kraft, dem Mana, erzählen will. Und dies gleich mit dem Blick aufs große Ganze, vor allem geographisch. Zunächst ist die Perspektive der Regisseure Peter Friedman und Roger Manley mit der zweier Ethnologen zu vergleichen, die viel zu früh das Studium geschmissen haben. Freilich sind ihre gestochen scharfen HD-Bilder vom Wunder Erde und verschiedenen Kulturen faszinierend. In gemächlichem Rhythmus ziehen sie an uns vorbei - Aufnahmen von Navajos mit einem Symbol, gelegt aus Tierfedern, von betenden Burmesen und einem goldenen Felsen, von einer Voodoo-Zeremonie in Benin und dem Tanz der Derwische ...

Friedman und Manley sind, wo sie heiligen Boden betreten und seltene Rituale filmen, ohne Zweifel weiter vorgedrungen als mancher Tourist, ihre Perspektive aber zielt auf kaum mehr als ästhetische Effekte. Immerhin, ein Subtext, verlesen aus dem Off, verheißt Aufklärung. Von Diesseits und Jenseits, von Manitu und Buddha, von Kraft, Stärke und Energie geht die Rede, daß einem schwindelt. Die japanische Kirschblüte im Blick, ist das Ende der wenigstens Fernweh evozierenden Beobachtung jedoch bald erreicht. Der Subtext doziert darüber, daß Traditionen in modernen Industriegesellschaften verloren gehen und die Trinkgelage unter der Blütenpracht auf den Alkohol als ein weniger gutes Mana hinweisen. Weiter westwärts aber kommt’s noch schlimmer. Unter dem Grabtuch von Turin kann man sich noch wegducken, findet sich aber urplötzlich in Interviewsituationen über ein falsches Gemälde wieder. Die eingangs erwähnte Perspektive ist endgültig Geschichte, wo es weitergeht mit Beispielen, was noch aus gutem Mana werden kann, so wenn man sein Leben mit dem von Elvis Presley verwechselt, am liebsten an Oldtimern herumschraubt oder dem Mana in extremer Form, dem des Geldes nämlich, erliegt.

Freundlich wäre es, der Regie zu attestieren, sie hätte die anfängliche Autorenposition verloren. Passender ist leider, daß dieser Dokumentarfilm einem Verwechslungsdrama mit den Darstellern Religion, Aberglaube und Spiritualität, Fetisch und Ikone gleicht. "Und an was glaubst Du?", lautet die abschließende und gleichsam appellierende Frage. Die Antwort zu finden, möge MANA uns helfen.

D/F/USA 2000-2004, 92 min
Verleih: Horizon

Genre: Dokumentation

Regie: Peter Friedman, Roger Manley

Kinostart: 24.05.07

[ Jane Wegewitz ] Für Jane ist das Kino ein Ort der Ideen, ein Haus der Filmkunst, die in „Licht-Schrift“ von solchen schreibt. Früh lehrten sie dies Arbeiten von Georges Méliès, Friedrich W. Murnau, Marcel Duchamp und Man Ray, Henri-Georges Clouzot, Jean-Luc Godard, Sidney Lumet, Andrei A. Tarkowski, Ingmar Bergman, Sergio Leone, Rainer W. Fassbinder, Margarethe v. Trotta, Aki Kaurismäki und Helke Misselwitz. Letzte nachhaltige Kinoerlebnisse verdankt Jane Gus Van Sant, Jim Jarmusch, Jeff Nichols, Ulrich Seidl, James Benning, Béla Tarr, Volker Koepp, Hubert Sauper, Nikolaus Geyrhalter, Thierry Michel, Christian Petzold und Kim Ki-duk.