Originaltitel: MY LIFE WITHOUT ME

Kanada/Spanien 2003, 102 min
FSK 6
Verleih: Tobis

Genre: Drama

Darsteller: Sarah Polley, Amanda Plummer, Scott Speedman, Leonor Watling, Deborah Harry

Stab:
Regie: Isabel Coixet
Drehbuch: Isabel Coixet

Kinostart: 04.09.03

Noch keine Bewertung

Mein Leben ohne mich

Der Tod im Spiegel des Lebens

Ann gehört zu den nicht gerade in rosarote Watte gepackten Menschen. Als 17jährige zum ersten Mal Mutter geworden, die zweite Tochter kam kurz darauf, ihr Mann arbeitslos, der Vater im Knast, Mutti dagegen lebt gleich nebenan und haßt niemanden speziell, sondern mit Ausnahme Barry Manilows pauschal die ganze Welt.

Indem sie immer für alle da ist, vernachlässigt Ann nur eines: sich selbst. Dies soll jedoch nicht so bleiben – das Schicksal beweist seinen Sinn für perfide Winkelzüge und beschert der jungen Frau die Diagnose, an Krebs im Endstadium erkrankt zu sein, womit ihr noch zwei Monate Zeit bleiben, um stillschweigend Vorbereitungen zu treffen. Schließlich brauchen die Kinder eine neue Mom, wofür sich Anns neue Nachbarin empfiehlt. Außerdem will der eigenen Mutter Optimismus eingehaucht, mit dem Vater Frieden geschlossen werden. Nicht zu vergessen auch Lee, der ebenso knuffige wie melancholische Mann, in den es sich zu verlieben und ihn aus seiner selbst gewählten Isolation zu retten gilt. Anns letzte Tage geraten zum Kampf gegen die unerbittlich tickende Uhr, was umso trauriger ist, da im Grunde ihr Leben erst jetzt beginnt.

Nun hätte die Umsetzung eines solchen Themas rasch zum bleischweren Abbild omnipräsenter Depression entgleiten können. Doch Regisseurin und Autorin Isabel Coixet erzählt mit fast spielerischer Leichtigkeit und sicherem Gespür für das eigentlich sehr tragische Geschehen, schreckt dabei weder vor Reminiszenzen an die Dramen der 50er Jahre noch bitterem Humor zurück. Es ist eine Tatsache, daß Ann stirbt, also lohnt es nicht, darüber zu lamentieren! Schauen wir lieber zu, welche unglaubliche Stärke sie aufwendet, um allen Hinterbleibenden möglichst viel Kraft zu geben, es zu ertragen: das Dasein ohne sie.

Coixet bleibt konsequent, schenkt ihrem Film ein leise optimistisches Finale und uns die Gewißheit: Anns Tod ist keineswegs so sinnlos, wie er scheint. Zu Tränen rührt dieser Verlust trotzdem. Schon allein deshalb, weil Sarah Polley & Co. sich als gemeine Organdiebinnen betätigen – mit ungekünstelten, wahrhaftigen Darstellungen reißen sie dem Zuschauer schier das Herz aus der Brust.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...