Originaltitel: MILLION DOLLAR BABY

USA 2005, 137 min
Verleih: Kinowelt

Genre: Drama, Sport

Darsteller: Clint Eastwood, Hilary Swank, Morgan Freeman

Regie: Clint Eastwood

Kinostart: 31.03.05

Noch keine Bewertung

Million Dollar Baby

Sieg um Sieg - für Eastwood

Da hätte doch 1964 kein Mensch einen Heller drauf gewettet, daß ausgerechnet dieser schlaksige, schmallippige, unrasierte und düster dreinblickende Mann ohne Namen in Sergio Leones legendärem Spaghetti-Western FÜR EINE HAND VOLL DOLLAR mal später so etwas wie die intellektuelle graue Eminenz des anspruchsvollen Hollywoodkinos sein würde: Clint Eastwood.

Bei MILLION DOLLAR BABY, dem wohl verdienten OSCAR-Abräumer, diesem spröden, dabei sehr intimen Werk, führt Eastwood Regie und spielt zugleich Frankie Dunn, einen Box-Trainer der alten Schule. Einer, für den Boxen etwas Tänzerisches hat, der nach dem Motto arbeitet "Tough ain’t enough", und der nicht an den Knockout in Runde Eins glaubt. Weil man dann ja nichts lernt. Und genau das will Maggie Fitzgerald. Der rauhbeinige Frankie lehnt jedoch vorerst ab, in dem er - nicht ohne knarzigen Charme - gesteht: I don’t train girls! Außerdem ist sie mit 32 für eine Karriere viel zu alt. Doch Maggie läßt nicht locker, die beiden werden ein Team. Sieg auf Sieg folgt. Jeder Erfolg bringt die beiden näher und wie nach dem Zwiebelhäutchenprinzip Frankies weichen Kern ans Licht: er hat nie überwunden, daß sich seine Tochter einst von ihm abwandte. Die kämpferische Maggie kommt aus armen Verhältnissen, mindestens ein Grund für diese ungestüme Wut im Bauch. Diese Wut führt sie ohne Unterbrechung zum Sieg. Während die beiden zu einer untrennbaren Einheit verschmelzen, sich ergänzen, Vater und Tochter sein könnten, Liebende auch - genau dann geschieht Unfaßbares ...

Eastwoods Film ist nicht nur ein Porträt vom ewigen Kampf, dem gegen sich selbst und für uneingeschränkten Respekt. Er ist auch die Bebilderung des ur-amerikanischen Traums: ES zu schaffen. Eastwood gelingt diese ruhig und konzentriert erzählte Geschichte zur wunderbaren These, daß gerade eiserner Zusammenhalt und Wände stürmende Starrköpfigkeit zum Ziel führen. Er weiß um die Effizienz seiner Mittel: kluge, lange Dialoge, und dennoch kein Wort zu viel, ein begeisterndes Wechselspiel aus Blicken, Berührungen und Ungesagtem, und schließlich einen Wandel in seiner Geschichte, der überrascht, schockiert und trotz enormem dramaturgischen Spagat gelingt.

Trotz des ziemlich düsteren Grundtons entpuppt sich der Regisseur Eastwood als ein Freund stillen Humors: da streiten sich ältere Herren über löchrige Socken, da darf Boxerin Maggies deutscher Schäferhund ausgerechnet Axel heißen ...

Clint Eastwood wird in diesem Jahr 75. Er dreht einen beeindruckenden Film nach dem anderen. Das ist gut, das ist wunderbar und schürt die Hoffnung, daß Eastwood alt wird. Sehr alt, bitte!

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.