D 2024, 116 min
FSK 6
Verleih: X Verleih

Genre: Komödie

Darsteller: Sandra Hüller, Max Riemelt, Ronald Zehrfeld, Ursula Werner, Peter Kurth, Martin Brambach

Regie: Natja Brunckhorst

Kinostart: 25.07.24

2 Bewertungen

  • Kinotipp der Woche

Zwei zu Eins

Berückende Komödie voller Empathie statt Ostalgie

Hätte nicht das Leben das Gerüst zu dieser im Wortsinn fabelhaften Geschichte geschmiedet, man hätte sie erfinden müssen: Bis heute zum Teil unbekannt Gebliebene rückten bei Halberstadt auf einem ehemaligen NVA-Gelände in einen Stollen ein, um dort säckeweise DDR-Geld rauszuschleppen – nur auf den zu raschen Blick wertlos gewordene Scheine eines untergegangenen Landes, die im hitzigen Währungswendesommer 1990 im Harzer Landkreis gebunkert wurden. Wir haben das Glück, die zwar fiktiven, aber in Forschheit, Naivität und Kampfgeist so schwersympathischen Geldräuber kennenzulernen in dieser mit feinsinnigem Humor bestechenden und durch die Bank großartig besetzten Komödie von Natja Brunckhorst.

Die Umtausch-Uhr tickt, es kursieren mehrere Kurse, im Schnitt liegt er bei Vermögen von mehr als 6000 DDR-Mark eben bei 2:1, und als Maren und ihre beiden Männer Volker und Robert durch einen Tip von in einem tiefen und langen Schacht zur Verrottung eingelagerten DDR-Scheinen erfahren, werden Seitenschneider und große Rucksäcke gepackt. Auf eine ziemlich geniale Geschäftsidee kommen sie durch die in der damaligen Zeit ganz üblichen Haustürgeschäfte der Wessis, und weil der Ossi zur aussterbenden Spezies der solidarischen Wesen gehört, wird die gesamte Hausgemeinschaft eingeweiht, ein raffiniertes System der Geldwäsche ertüftelt und dem ABV in seinen letzten Zügen eine Nase gedreht. Blöd nur, daß plötzlich 200er-Scheine die Runde machen, die aber waren nie öffentlich im Verkehr, wurden wohl nur gedruckt, um liquide zu sein, wenn der Friedensstaat DDR endlich den imperialistischen Aggressor BRD übernehmen sollte. Kam ja nun irgendwie anders, und so spricht Genscher zur Hausgemeinschaft ...

ZWEI ZU EINS ist so vieles – Räuberpistole und Schwejkiade, Liebesfilm und Nachbarschaftsklüngel, Systemsprenger und Freundschaftsode und vor allem eine sehr schlüssige und ansteckend witzige Komödie, angesiedelt in einer Zeit, in der wahrhaftig vieles, wenn nicht alles möglich schien, dieses Tippeln im teils rechtsfreien Raum, diese hohe Zeit für Gelegenheiten und Freibeuterei, was auch die Figuren in ZWEI ZU EINS inspiriert und ängstigt zugleich. Da ist Brunckhorst – als Wessi – beeindruckend nah dran, mit diesem Ertasten einer Sehnsucht nach endlich etwas Beständigem und dieses Gefühls der Schwebe, in der das Leben für viele von uns zum Drahtseilakt wurde: Balance und Absturz inklusive.

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.

Zwei zu Eins ab heute im Kino in Leipzig