Originaltitel: MISS VIBORG

DK/Argentinien 2022, 99 min
FSK 12
Verleih: Meteor

Genre: Tragikomödie

Darsteller: Ragnhild Kaasgaard, Kristian Halken

Regie: Marianne Blicher

Kinostart: 20.04.23

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Miss Viborg

Ausgebremst statt (e-)mobil

Auch Solveij ist eine Frau mit berauschenden Talenten. Da man in Dänemark, wie sie sagt, Ibuprofen „an jeder Tankstelle kaufen kann“, handelt sie mit höher dosierten rezeptpflichtigen Tabletten als Ersatzdroge für Bedürftige und Neugierige in der Nachbarschaft, durchaus im strafrechtlich relevanten Alter. Allein dieser Nebenerwerb bringt die beleibte Dame reifen Alters aus ihrer dunklen kleinen Wohnung ans Tageslicht. Dort draußen bewegt sie sich vorzugsweise mit einem E-Roller, Marke Kassengestell. Gäbe es auch Lächeln auf Rezept, müßte es Solveij im Abo beziehen. Sagt man gendergerecht eigentlich Griesgrämin zu einer solchen Person?

Früher, ja früher war auch mit Solveij alles viel besser. Sie ernährte sich noch im gedämpften Modus, war sogar „Miss Viborg“, wenngleich diese Ehre in einer solchen Provinzstadt wie der ihren nicht sonderlich hoch hängt. Verliebt und liiert war sie, ein rotes Fotoalbum erinnert daran. Doch es soll wohl auch ein Morgen geben. Unterm Bett füllt sich ein Köfferchen mit Geld, Solveij lernt Spanisch, der Lebensabend könnte ein auswärtiger sein. Ein Stolperer mit Folgen, die nähere Verbindung zur aufmüpfigen 18jährigen Nachbarstochter Kate und ein fahrender Mann im rechten Alter bringen schon zuvor noch einmal etwas Leben ins Leben von Solveij.

Mit Marianne Blichers Film verhält es sich leider so wie mit Solveijs Hund: Er lahmt beträchtlich auf dem Weg vom Reißbrett auf die Leinwand. Aus Langsam- wird hier Behäbigkeit, zündender Wortwitz fehlt gänzlich, der Charmefaktor bleibt im unteren Promillebereich. Enttäuschend für jene, die so gern per se einen Nordeuropafilm als gelungen bezeichnen wollen.

[ Andreas Körner ]