Originaltitel: MONEYBOYS

Österreich/F/Belgien/Taiwan 2021, 120 min
FSK 12
Verleih: Eksystent

Genre: Drama, Liebe, Schwul-Lesbisch

Darsteller: Kai Ko, Yufan Bai, JC Lin

Regie: C.B. Yi

Kinostart: 01.09.22

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Moneyboys

Miez und Mohn

Er spritzt nicht ab, weil er noch einen Kunden hat, den er nicht enttäuschen will. Trostloser kann man von der Verkommenheit des modernen Kapitalismus’ kaum erzählen, denn der junge Stricher Fei läßt eher seinen Partner Xiaolai enttäuscht zurück, als auf ein vielleicht üppiges Trinkgeld zu verzichten.

MONEYBOYS erzählt davon in keinem Zug moralinsauer, er schaut vielmehr filterfrei auf echtes Leben. Und in diesem ist Xiaolai selber Stricher, vielleicht erfahrener als Fei, weswegen er ihn vor dem Typen warnt. Vergeblich. Fei kommt verletzt nach Hause, Xiaolai wird sich aus Liebe zum Krüppel schlagen lassen, das Ende ihrer Beziehung. Fei kehrt in sein Dorf zurück, um kurz darauf wieder in die Großstadt zu fliehen. Der junge Long wird ihm folgen.

MONEYBOYS erzählt nüchtern und in Kinobildern von Einsamkeit, vom Verstoßensein und der Schwierigkeit, der Fragilität jeder Liebe zu trotzen. Der Spielfilmdebütant C.B. Yi verschweigt die Übergriffigkeit der chinesischen Polizei nicht, er zeigt Mißgunst unter Strichern, und vor allem thematisiert er den Druck auf die Männer, die doch endlich Frauen finden und Kinder zeugen sollen, um sich von der Schande, die sie in die Familie gebracht haben, wieder reinzuwaschen. Dabei schafft Fei vor allem an, um eben seine Familie zu unterstützen. Beklemmend ist zu sehen, wie hart Fei über die Jahre geworden ist, so daß er die Schwärmerei Longs kaum erkennt.

Jedoch taugen mindestens zwei große Momente dazu, um zu zeigen, daß Fei im Innersten doch an die wahre Liebe glaubt, das verleiht dem Film sein schlagendes Herz: das hinreißende „Miau“ von Long und die „Beijing“-Karaoke-Nummer vor schöner Klatschmohn-Tapete.

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.