Originaltitel: MORTEL TRANSFERT

F/D 2000, 122 min
Verleih: Concorde

Genre: Komödie, Psycho, Schräg

Darsteller: Jean-Hugues Anglade, Hélène de Fougerolles, Valentina Sauca

Stab:
Regie: Jean-Jaques Beineix
Drehbuch: Jean-Jaques Beineix

Kinostart: 21.02.02

Noch keine Bewertung

Mortal Transfer

Analytiker-Alptraum in Nachtblau

Bequeme Sitz- und Liegemöbel bilden seit jeher das Inventar jeder zünftigen Psychoanalyse. Doch die Couch des Analytikers Michel Durand hat weit mehr auszuhalten als ihre Artgenossinnen, denn sie muß nicht nur die schmerzhaften Abdrücke fremder Hinterteile und gequälter Rückenpartien ertragen. Ein Mord ist geschehen, der Leichnam von Olga Kubler zu verstauen - unter dem Sofa natürlich. Daß kein Gedanke an die Hempelsche Unordnung aufkommt, garantiert die außerordentliche Attraktivität der Erwürgten. Wer die aufreizende Kleptomanin mit Hang zum sexuellen Masochismus allerdings in diesen Zustand beförderte, ob er es gar selbst war, kann Durand nicht wissen. Wieder einmal ist er im Therapiegespräch eingeschlafen. Wenn sich der verstörte Herr Doktor nun redlich bemüht, die durchaus widerspenstigen Überreste seiner Patientin heimlich aber bestimmt aus der Praxis zu befördern, weiß man: hier wird das mit der "Übertragung" wörtlich genommen. Da sperrt sich die inzwischen brettharte Leiche gegen den Transport im Fahrstuhl, glitscht dem ungeschickten Arzt auf eisglattem Asphalt wie ein Stück Seife aus den Händen und erweist sich zudem als recht ungelenkige Beifahrerin im Straßenverkehr.

Inspiriert von der Albernheit eines Louis de Funès, den erotischen Phantasien eines de Sade, vor allem aber ohne jeglichen Respekt vor dem sogenannten guten Geschmack und Freuds Verdiensten, meldet sich Beineix nach jahrelanger Kinoabstinenz zurück. Und doch hat dieser neurotische, verspielte Düster-Klamauk mit Krimi-Auflösung vor allem eines: Stil und Eleganz. Die Kamera suhlt sich in Farben - nachtblaue Träume, feuerrote Socken, blau-grüne Giraffen. Die Hast, mit der man Filme gewöhnlich zu überdrehten Komödien macht, ist hier nirgends zu spüren, nie geht die dichte Kammerspiel-Atmosphäre verloren und trotz bekannter Slapstick-Nummern - die Neugier auf die nächste absurde Szene bleibt.

[ Sylvia Görke ]