Originaltitel: MOTHER AND CHILD

USA 2010, 126 min
FSK 12
Verleih: Universum

Genre: Drama, Episodenfilm

Darsteller: Naomi Watts, Annette Bening, Kerry Washington, Jimmy Smits, Samuel L. Jackson

Regie: Rodrigo Garcia

Kinostart: 28.04.11

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Mütter und Töchter

Drei Frauen und das Schicksal

Ganze Regalreihen füllen psychologische Abhandlungen über den Konflikt der Konflikte – zwischen Müttern und Töchtern. Was aber passiert, wenn eine Mutter oder eine Tochter kein Gesicht zu der Person hat, die sie am meisten beschäftigt, interessierte Rodrigo Garcia. Und er hat eine hochkarätige Besetzung gefunden, sowohl für seine Mutterfigur – Annette Bening als Karen – als auch für die Rolle der Tochter Elizabeth, für die sich Naomi Watts engagieren ließ.

Beide Frauencharaktere werden mit ihren Verhaltensmustern in unverkennbaren Parallelen gestaltet, sind spröde, perfektionistisch, suchen nach absoluter Klarheit in der Definition ihrer zwischenmenschlichen Verhältnisse. Ihr unausgelebtes Mutter-Tochter-Verhältnis bestimmt beider Leben.

Karen wurde mit 14 schwanger, und ihre Mutter zwang sie zur Adoption. Seither lebt sie mit ihr unter einem Dach, gefangen in einer unausgesprochenen Frustration, immer im unbeantworteten Dialog mit ihrer Tochter. Denn sie sucht nicht nach ihr. Genauso wenig Elizabeth, die sich mit 17 unerlaubt sterilisieren ließ. Familie ist keine Option, Männer und Jobs nur Zwischenlösungen, die ihren Ehrgeiz stillen. Der Tod von Karens Mutter und die nie erwartete Schwangerschaft Elizabeths bringen jedoch Bewegung in die Gefühlswelt von Mutter und Tochter. Eine echte Annäherung scheint möglich.

Die psychologische Tiefe, die Garcia in der Zeichnung seiner Protagonistinnen beweist, trägt den Plot. Auch wenn es ein wenig wie auf Besucherzahlen setzendes Kalkül erscheint, die blonde, kühle Tochter in aller Bandbreite als sexuelles Wesen zu stilisieren, während die Mutter ziemlich unvermittelt und vergleichsweise züchtig zu später Liebe findet. Daß es noch der Figur der Lucy bedarf, die trotz aller Bemühungen nicht schwanger werden kann und deshalb den (in ihrem Falle schmerzhaften) Weg einer Adoption geht, sorgt dafür, daß der Film in der Endphase offensichtlich als am Schreibtisch entstandenes Kopf-Konstrukt erscheint.

In den besten Momenten des Filmes aber bleibt Garcia nah an seinen Protagonistinnen und bei seinem Thema: der unausweichlichen Prägung, welche ein wie auch immer geartetes Verhältnis zwischen Mutter und Tochter von Generation zu Generation weiterträgt. In den weniger guten Momenten reiht sich sein Film leider in die durchschnittlichen Episodenpatchworkgeschichten ein, die es ja mittlerweile in wahrer Fülle gibt.

[ Susanne Schulz ]