Originaltitel: MUNCH

Norwegen 2023, 105 min
FSK 12
Verleih: Splendid

Genre: Biographie, Drama

Darsteller: Alfred Ekker Strande, Mattis Herman Nyquist, Ola G. Furuseth

Regie: Henrik Martin Dahlsbakken

Kinostart: 14.12.23

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Munch

Alles über Edvard?

Mit „Der Schrei“ schuf der norwegische Maler und Grafiker Edvard Munch um 1900 eine Ikone der existentiellen Verstörung. Die Bildfindung einer gemütskranken Kreativpersönlichkeit, sagt die gute alte Trivialpsychologie. Was sonst, sagt auch Henrik Martin Dahlsbakken, der dieses Biopic inszenierte. Der Regie-Autodidakt, an der breiten Brust einige beachtliche Newcomer-Credits, tritt mit dem löblichen Anspruch an, „alles ganz anders“ zu machen. Doch so experimentierfreudig er sich gibt: Der Genie-Wahnsinn-Dichotomie des Fin-de-Siècle-Zeitgeistes geht auch sein ehrgeiziger Film auf den Leim.

Anders, gemessen am Nullachtfuffzehn des ausgeleierten Genres, ist vor allem die Erzählstruktur. Statt sauber aufgefädelter Fakten und Daten vollzieht sich eine Art Stationendrama. Vier Edvards in vier Lebensaltern an vier Wegmarken: ein 21jähriger Liebesanfänger, ein zweifelnder Fast-Dreißiger, ein verhärmter Mittvierziger, ein hustender Greis im NS-besetzten Norwegen, Reihenfolge beliebig. Warum ausgerechnet der 80jährige von einer Frau gespielt wird? Nun, Dahlsbakken schätzt artifizielle Manierismen. On-Screen-Wechsel zum historisierenden 4:3-Format, die Szenen in der Nervenheilanstalt in scharfkantigem Schwarz-Weiß. Bitte, warum nicht. Aber wozu?

Wozu das Handy, das Edvard ins heutige Berlin ruft, ihn über die Oberbaumbrücke hetzen, in den Clubs versumpfen läßt? Vielleicht für diese eine überragende Fahrt ins Herz der schwindsüchtigen Welt von Munch: Er, auf dem Gepäckträger der Geliebten, radelnd übers Tempelhofer Feld, darüber ein Himmelsband aus einem seiner „Sternennacht“-Gemälde. Fast könnte man den munchelnden Rest vergessen …

[ Sylvia Görke ]