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Nicholas Nickleby

Jetzt kommt’s Dickens - schmuckes Literaturkino

Als Mr. Nickleby das Zeitliche segnet, übernimmt sein Sohn Nicholas die Rolle des Vaters und Mannes. Mit seiner Mutter und Schwester Kate sucht er Onkel Ralph im molochigen London des 19. Jahrhunderts auf. Der finanzkräftige Alte hat eine verdorbene Seele, "Familie" gebraucht er synonym für "billige Arbeitskräfte".

Dunkle Zeiten beginnen. Mutter und Tochter arbeiten hart, Nicholas wird Lehrer im ländlichen Waisenhaus Dotheboys Hall. Dort wird er Zeuge von täglichen Mißhandlungen und kann auch seinen neuen Freund, den behinderten Smike, kaum vor dem tyrannischen Waisenhausleiter Wackford Squeers und dessen infernalischer Gemahlin schützen. Bis ihm eines Tages der Kragen platzt, er den schmierigen Squeers niederschlägt und mit Smike das Weite sucht. Ihre seltsame Reise führt durch englische Cottages und findet ein Intermezzo bei der fahrenden Theatergruppe des Künstlerpaars Crummles. Währenddessen serviert Onkel Ralph den Geldanlegern Kate als Dessert zu Zigarre und Pokerspiel. Doch Nicholas Nickleby ist auf dem Weg, um sich dem sinistren Onkel und seinen Intrigen entgegenzustellen und seine Familie wieder glücklich zu machen.

Douglas McGrath scheint sich als Regisseur inmitten von Kostümen und altenglischen Kulissen wohl zu fühlen. Er verhalf Jane Austens EMMA zu neuem Leben und liefert nun eine lupenreine Charles-Dickens-Adaption. Anders als viele der modernen Aufbereitungen klassischer Stoffe erliegt NICHOLAS NICKLEBY nicht dem Versuch, offensichtlich Gegenwärtiges in eine Geschichte hineinzupressen, die in der Vergangenheit schon bestens erzählt wurde. Das ist auch nicht nötig. Dickens war ein großartiger Erzähler und wußte, wie man uns mit verschrobenen Gestalten unterhält. Und höllischere Bösewichte wurden nie erfunden. Wenn Christopher Plummer als gieriger Ralph schlußendlich seiner eigenen Boshaftigkeit erliegt, ist das nur gerecht. Und Juliet Stevenson hinterläßt als verbitterte Mrs. Squeers schaurigen Eindruck.

Das Herzblut aller Beteiligten findet den Weg auf die Leinwand - sei es die schmeichelnde Kamera, das übermütige Ensemble oder die markanten Kostüme. Hier hätte Charles Dickens seine Freude. Wir haben sie auf jeden Fall.

Originaltitel: NICHOLAS NICKLEBY

GB/USA/D/NL 2002, 132 min
Verleih: Solo Film

Genre: Literaturverfilmung, Drama, Erwachsenwerden

Darsteller: Charlie Hunnam, Jamie Bell, Jim Broadbent

Regie: Douglas McGrath

Kinostart: 08.01.04

[ Roman Klink ]