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Om Shanti Om

Ein Bollywoodscher Retro-Reigen

Viel wurde geschrieben zu Shah Rukh Khans großem Auftritt bei der diesjährigen Berlinale, zum hysterischen Verhalten erwachsener Frauen und Männer im Dunstkreis des Weltstars, zu den superschnell ausverkauften Vorstellungen und ähnlichen Nebensächlichkeiten. Der ganze Rummel ließ den eigentlichen Film fast in Vergessenheit geraten. Daß der Blockbuster, wie fast jeder neue Film, dessen Plakat "King Khan" ziert, alle Rekorde bricht und bereits jetzt der erfolgreichste Bollywood-Film aller Zeiten ist, versteht sich fast von selbst. Das Besondere an OM SHANTI OM ist allerdings ein Level an Selbstreferenz und -ironie, mit dem die meisten der Streifen aus der Kitsch-Kanone Bollywood nicht aufwarten können.

OM SHANTI OM spielt zunächst im Bombay der 70er und nimmt in vielen Szenen Bezug auf jene goldene Zeit des Bollywood-Kinos. Khan spielt den erfolglosen Schauspieler Om Prakash Makhija, der von der großen Karriere träumt und hoffnungslos in den weiblichen Superstar der Ära, Shantipriya, verliebt ist. Was wie eine Romantic Comedy beginnt, schlägt bald in ein Melodram um, als Shanti von ihrem Verlobten, dem gierigen Produzenten Mukesh Mhera, ermordet wird und auch Om bei seinem Rettungsversuch sein Leben verliert. Gott beziehungsweise Shiva sei Dank, sind wir aber in einem indischen Film, so daß wir Om bald frisch reinkarniert in einem neuen Leben wiedersehen. Als Schauspielsuperstar der Gegenwart Om Kapoor findet er sich in seiner einst erträumten Situation wieder. Doch Erinnerungsfetzen an sein grausames Ableben lassen ihn bald nicht mehr los. Om muß die Vergangenheit konfrontieren.

Die permanente Veralberung der eigenen überzogenen Inszenierung und die kruden Plotwendungen machen den Film streckenweise äußerst unterhaltsam und vermögen wahrscheinlich sogar, dem ein oder anderen Bollywood-Verächter einen Schmunzler abzugewinnen. Die Fans des Hindi-Films haben ihren Humor schon bewiesen, indem sie den parodistischen Charakter des Machwerks so stürmisch aufgenommen haben wie bei der Berlinale zu erleben war.

Ein Film wie ein ABBA-Tribute-Konzert: Wer’s mag, wird sich dank all der Hommagen und feurigen Neudarbietungen kaum einkriegen können, für den Rest bleibt OM SHANTI OM wohl trotz aller Selbstironie ein rotes Tuch.

Originaltitel: OM SHANTI OM

Indien 2007, 168 min
Verleih: Eros

Genre: Tragikomödie

Darsteller: Shah Rukh Khan, Deepika Padukone, Shreyas Talpade, Kirron Kher, Arjun Rampal

Regie: Farah Khan

Kinostart: 03.04.08

[ Paul Salisbury ] Paul mag vor allem Filme, die von einem Genre ausgehen und bei etwas Neuem ankommen. Dabei steht er vor allem auf Gangsterfilme, Western, Satire und Thriller, gern aus der Hand von Billy Wilder, Sam Peckinpah, Steven Soderbergh, Jim Jarmusch, den Coen-Brüdern oder Paul Thomas Anderson. Zu Pauls All-Time-Favs gehören DIE GLORREICHEN SIEBEN, TAXI DRIVER, ASPHALT COWBOY, SUNSET BOULEVARD, POINT BLANK ...