Originaltitel: KAMERA O TOMERU NA!

J 2017, 96 min
FSK 16
Verleih: Drop-Out Cinema/ Koch Films

Genre: Horror, Komödie, Satire

Darsteller: Takayuki Hamatsu, Mao, Yuzuki Akiyama, Harumi Shuhama

Regie: Shin’ichirô Ueda

Kinostart: 02.05.19

Noch keine Bewertung

One Cut Of The Dead

Brillant aufs herzbluttriefende Eis geführt

Geschichte aus dem Leben: Eine Horrorkomödie, für deren $25.000-Budget in Hollywood wohl kaum ein simpler Spezialeffekt aus dem Rechner gekitzelt würde, startet in einem einzigen Tokioter Kino, Rabattaktionen sollen wenigstens einige Zuschauer anlocken. 135 Tage danach haben reichlich zwei Millionen Menschen Eintrittskarten gelöst. Später schlagen über 30 Millionen Dollar zu Buche, der Rotten-Tomatoes-Score verzeichnet 100%, ein US-Remake befindet sich in Planung.

Brandheißer Tip: schnell das Original, eine hochgradig erheiternde Humorbombe, sichten, bevor die seelenlose Kopie alles versaut – und am besten nix darüber wissen, hier das Lesen einstellen. Wer trotzdem Infos möchte, okay ... Da die Hauptdarstellerin seines Zombiekrachers selbst beim 42. Versuch am überzeugenden Sterben scheitert, erfreut den Regisseur das Auftauchen richtiger Untoter extrem. Cast und Crew werden Körperteilen beraubt, enthauptet oder sonstwie zerlegt, eine geschlagene 37 Minuten lange Plansequenz (kein Schnitt!) zeigt massiven Wackelkamera-Einsatz sowie ein paar Logikschnitzer, darf aber beides passieren ohne finanzielle Mittel. Ergötzen wir uns lieber an einer austickenden Amazone, rauhen Blutmengen und derart überkandideltem Zeug, daß sich sogar erfahrene Fans des niemals um Zurückhaltung bemühten asiatischen Genre-Kinos die Augen reiben. Und diese jetzt wirklich auf die nächste Rezension richten, um Spoilerattacken zu entgehen. Bitte dran denken, Tickets zu kaufen!

Unbelehrbare brauchen noch mehr Input, also gut: Ein Vergangenheitssprung folgt und fordert dazu auf, sämtlich bisher Gesehenes abzuhaken. Weil absolut nichts der vermeintlichen Wahrheit entsprach, wir gingen mächtig auf den Leim eines Filmemachers namens Shin’ichirô Ueda, dessen 2011 entstandenes Debüt sich mit Reis, Brüsten und der Frage, was unverzichtbarer sei, beschäftigte. Ergo gleich jedem echten Superhirn ziemlich schräg unterwegs, der Mann, und außerdem großartig leidenschaftlicher Handwerker. Ueda verschweißt – total irre grinsend – Realität und Fiktion zum einander bedingenden Amalgam, jongliert Erzählebenen wie manche Leute Bällchen, kann unglaublicherweise den Wahnsinn weiter steigern, zur komplett enthemmten Mediensatire. Plötzlich ergeben auch einstige, nun als sorgfältig plaziert begriffene Patzer Sinn. Bleiben bloß baffes Staunen – und schließlich Standing Ovations.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...