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Ong-bak

Stuntballett zum Klang brechender Knochen

Martial-Arts-Fans warten sehnsüchtigst drauf, Star-Regisseur Luc Besson hat ihn eigens für den europäischen Markt neu geschnitten, in Frankreich wurde er euphorisch gefeiert – was macht ONG-BAK bloß so besonders? Ehrlich gesagt, gibt’s da nicht viel zu vermelden.

Alles beginnt mit rauher Folklore: Sämtliche jungen Männer eines thailändischen Dorfes prügeln sich gegenseitig vom größten lokalen Baum, in dessen Krone als Trophäe ein Tuch befestigt ward. Recke Ting gewinnt. Kurz darauf stehlen Übeltäter den Kopf des heiligen Buddha, was als schlechtes Omen gilt. Wer macht sich also auf, das Haupt zurückzubringen? Richtig.

Zu diesem Zweck in Bangkok angekommen, sucht Ting nach dem ehemaligen Dorfbewohner George, welcher ziemlich viele Probleme an den Hacken kleben hat, da er zusammen mit einer Minderjährigen krummen Geschäften nachgeht. Flugs mutiert ONG-BAK zur Action-Comedy im Geiste Jackie Chans, jagen sich Slapstick und so atemberaubende Stunts, daß sie gern aus mehreren Kamerawinkeln wiederholt werden. Ungeachtet überragender Körperbeherrschung des Hauptdarstellers ermüdet solche Penetranz auf Dauer doch.

Nun wird Ting von George gelinkt, was zu seiner Teilnahme an illegalen Kämpfen führt – FIGHT CLUB läßt grüßen. Man drischt sich also eine Weile, dann erfolgt der Wechsel hin zum Thriller. Finstere Hintermänner, fiese Komplotte, ein breit ausgewalztes Attentat. Daß es gelang, erfährt der Zuschauer ganz nebenbei in wenigen Worten – wer hustet, könnte die Information verpassen. Worin dann der Sinn dieses Mordes lag? Keine Ahnung.

Irgendwann gegen Schluß kommt Ting schließlich richtig zur Sache, werden deutlich hörbar Gliedmaßen gebrochen, fließt mehr Blut als in der ganzen Zeit vorher, verschwimmen die Grenzen zum Splatter. Dazu noch etwas Kitsch, fertig ist der wüste Genre-Mix.

Letztlich ähnelt ONG-BAK also cineastischem Eintopf: Schmeißen wir einfach so viel wie möglich in die Brühe und hoffen, daß am Ende was Leckeres rauskommt. Trotzdem einige der Zutaten für sich genommen – erneut sei auf die zweifellos genialen Stunts verwiesen – hervorragend munden, bleibt in der Gesamtheit ein ziemlich schaler Nachgeschmack.

Originaltitel: ONG-BAK

Thailand 2003, 105 min
Verleih: 3L

Genre: Action, Eastern

Darsteller: Tony Jaa, Petchthai Wongkamlao, Pumwaree Yodkamol, Rungrawee Borrijindakul, Chetwut Wacharakun

Regie: Prachya Pinkaew

Kinostart: 16.12.04

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...