Originaltitel: ONODA

F/J/D/Belgien/I/Kambodscha 2021, 169 min
FSK 12
Verleih: REM

Genre: Drama, Biographie

Darsteller: Endô Yûya, Tsuda Kanji, Nakano Taiga

Regie: Arthur Harari

Kinostart: 02.06.22

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Onoda

Zwischen Patriotismus und Psychose

Hiroo Onoda schwebt eine Pilotenkarriere im Zweiten Weltkrieg vor, doch Höhenangst läßt den Traum platzen, und die Alternative Kamikaze-Flieger schlägt er aus. Solcher Überlebenswille weckt Interesse, einer Spezialausbildung folgt der Leutnantsrang, auf der Insel Lubang untersteht dem Frischling eine Gruppe Soldaten, als der Hauptmann stirbt. Die Zeit dünnt sie aus, Onoda indes begreift sich, offiziell unentlassen, sogar nach Japans Kapitulation im militärischen Dienst. Fast 30 Jahre lang …

Drei Jahrzehnte, verbracht mit Ausharren und Verlieren der Kameraden. Was dies bedeutet, weiß der Film genau, weshalb zu den stärksten Szenen gehört, wenn Onoda seinen turnusmäßigen Rundgang zu Gräbern oder Sterbeorten unternimmt. Derartige Momente hoher Intensität, Blicke auf seelische Kratzer, bleiben seltener Luxus. Gerade angesichts 167 Minuten Laufzeit. Ergänzend hat ihnen der Regisseur Ungelenkheit in Erzählung und Präsentation angehangen: Inmitten des Angriffs, bei dem Onodas Vorgesetzter fällt, jammert ein Waffenbruder wegen gestohlenen Kaffees, was man grundsätzlich machen kann, aber wohl besser getimt. Eher peinlich berührt denn ergriffen sieht man einem so träge wie steif inszenierten Gefecht zu. Ganz zu schweigen von seltsamen Details, darunter fallen scheinbar ewig haltende Batterien.

Ob geradezu beiläufig abgehandelte Komplexität – Selbstzweifel, Philosophie geheimer Kriegsführung, unter den Bauern verbreiteter Schrecken, Rettungsanker Freundschaft, schließlich eine Tötung – weiteres Ungeschick beweist oder wachsende Entmenschlichung darstellt, wäre diskutabel. Im Anschluß eines Finales, das Onoda und den Zuschauer erlöst.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...