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Pans Labyrinth

Die dunkle Macht der Phantasie

Es gibt große Erzähler, die bis an die Grenzen ihrer Vorstellungskraft gehen, um unsere mit neuen Bildern zu füttern. Sie durchforsten das Land der Phantasie auf der Suche nach faszinierenden Geschichten und betreten dabei nicht selten dunkle Pfade. Dort lauern Märchen, die von Mut und Wagnis berichten, vor allem aber von den Schattenseiten menschlichen Verhaltens. Mit PANS LABYRINTH ist dem Mexikaner Guillermo del Toro eine bildgewaltige Fabel gelungen, die uns fürchten, staunen und hoffen läßt.

Der Bürgerkrieg hat eine Wunde in Spaniens Herz gerissen. Viele Rebellen haben sich ins Gebirge zurückgezogen, wo sie von General Francos Schergen gejagt und hingerichtet werden. Hierhin führt das Schicksal die verträumte Halbwaise Ofelia, deren Stiefvater der Franco-Handlanger Vidal ist, ein eiskalter Mörder. Von ihrer hochschwangeren Mutter erhofft er sich einen Sohn, der eines Tages sein blutiges Erbe antreten soll. Ofelia ist mit ihren 12 Jahren ein wacher Geist, ihr entgeht nicht, daß der Dorfarzt und das Hausmädchen Mercedes sich gegen Vidal verschworen haben. Doch die Welt der Erwachsenen interessiert sie nicht. Im Wald entdeckt sie ein altes Labyrinth und begegnet dem Waldgott Pan. Ofelias Bruder sei in Gefahr, raunt der. Um ihn zu retten, muß sie drei Aufgaben erfüllen. Während draußen der Krieg tobt, beginnt für das Mädchen eine gefährliche Reise.

Wer von wem abgeschaut hat, Guillermo del Toro von Thomas Hobbes und der wieder vom römischen Komödiendichter Plautus, sie alle mußten eingestehen: "Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf." Als wahrhaftige Bestie begegnet uns jener Kapitän Vidal. Beschämend ist sein Wunsch nach einem Sohn, nach neuem Leben, wo er doch ohne Skrupel anderen Menschen das Leben nimmt. Keine Frage, daß er Unschuldigen schaden wird und es für ihn keine Gnade gibt. Gerade diese realen Szenen erschüttern tief. Gegen die brutal geschilderten Kriegswirren setzt Guillermo del Toro die Sagenwelt des Pan, jener mythischen Kreatur, die niederträchtig und großherzig zugleich ist.

Meisterhaft zum Leben erweckt, bersten die Fantasy-Szenen vor Einfällen und Atmosphäre, da gibt es Elfen, blinde Monster und röchelnde Riesenkröten. Das poetische Märchen und die Kriegstragödie - Guillermo del Toro führt beides zu einem bestürzenden Finale. Ein wahrlich großer Erzähler des Gegenwartskinos.

Originaltitel: EL LABERINTO DEL FAUNO

Mexiko/Spanien/USA 2006, 114 min
FSK 16
Verleih: Senator

Genre: Drama, Fantasy

Darsteller: Maribel Verdú, Ivana Baquero, Sergi López

Regie: Guillermo del Toro

Kinostart: 22.02.07

[ Roman Klink ]