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Parked

Wohnort: Mazda 626

Ob er endlich eine Adresse habe, löchert man Fred auf dem Sozialamt. Wieder und wieder. Irgendwann brennen ihm die Sicherungen durch. Er schreit den Beamten an, ja, die hätte er seit längerem: Mazda 626, Parkplatz am Meer, Dublin. Fred Daly ist Opfer des Systems und zugleich ein Fall, bei dem sich die Katze in den Schwanz beißt: keine Arbeit, keine Wohnung – keine Wohnung, keine Arbeit. Ergo: erst recht keine staatliche Hilfe. Rettungsschirme werden für kleine Bürger wie diesen Uhrmacher und privat gestrauchelten Mann nicht aufgespannt. Was bleibt ihm anderes übrig, als sich damit abzufinden und das Beste daraus zu machen?

Fred hat sich in seinem alten Wagen eingerichtet, schläft da drinnen, pflegt eine kleine Pflanze, geht tagsüber an der Küste und im Ort spazieren, erledigt auf öffentlichen Toiletten oder im Schwimmbad die nötige Körperpflege. Vom Brett zu springen, traut er sich nicht. Noch nicht. In der Kirche trifft er auf Jules, eine Musikerin, die aus Finnland stammt und in einer Villa Unterricht gibt. Sich näherzukommen, verbietet Freds Scham. Zunächst.

Schämen muß er sich nur einem Menschen gegenüber nicht: Cathal. Der junge Mann im Nachbarauto auf dem Parkplatz hat ernste Probleme mit sich, vor allem aber mit einer Clique. Geldnot durch Drogenmißbrauch. Sein Vater hat ihn daheim längst rausgehauen, die Dealer zögern nicht mit Schlägen, keinem gegenüber. Fred und Cathal kommen sich über ihr gemeinsames Schicksal näher, beide lernen tatsächlich etwas vom anderen, ohne daß es im Leben wirklich für alles eine so schnelle Lösung gäbe wie das Aufpumpen alter Autoräder, damit eine Spritztour in die Stadt etwas Abwechslung ins öde Dasein bringen möge.

PARKED ist das Spielfilmdebüt des irischen Regisseurs Darragh Byrne, dem seine Dok-Erfahrungen sichtlich zunutze waren. Denn trotz Fiktion ist ihm über angenehme Nähe zu den Charakteren ein warmherziges Sozial- und Charakterdrama gelungen, das sich leisen Witz genauso gönnt wie die Spur einer Hoffnung, ohne vom Eigentlichen abzulenken: den Menschen am Rand.

Colm Meaney, der Ire für wirklich alle Fälle, und der hier noch unbekannte Colin Morgan tragen diesen gut gemeinten und gut gemachten Film mühelos ins konsequente Ziel. Kino, das den Geist von Mike Leigh und Ken Loach in sich trägt. Und das hat noch nie etwas geschadet.

Originaltitel: PARKED

Irland/Finnland 2011, 95 min
FSK 12
Verleih: Dualfilm

Genre: Tragikomödie, Poesie

Darsteller: Colm Meaney, Colin Morgan, Milka Ahlroth

Regie: Darragh Byrne

Kinostart: 31.01.13

[ Andreas Körner ]